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Balloonskiing – Himmelfahrts-Kommando

Balloonskiing Heimschnee. Mit einem Heißluftballon steuert die „Heimschnee“-Crew bislang unerreichbares Tiefschneegelände an

HEISSE LUFT AM EISIGEN BERG Mit einem Heißluftballon steuert die „Heimschnee“-Crew bislang unerreichbares Tiefschneegelände an. © Foto: Andreas Vigl & Andreas Ehrensberger

Erstmals wagten sich fünf Tiroler Freerider via Heißluftballon auf Spurensuche. Balloonskiing heißt das himmlische Abenteuer (ALPS Magazine #28 1/2016 Review)

Sie hängen in voller Skimontur am Seil. Das schneebedeckte Gipfelplateau rückt mit jeder Sekunde näher. Andy Nairz schreit gegen den Wind an. Der Ballonfahrer gibt das Kommando zum Abseilen. „Jetzt muss alles passen, jede Bewegung synchron laufen“, sagt Andreas Gumpenberger. Auf drei lösen die Skifahrer den Hebel des automatischen Abseilgeräts. Sie gleiten in die Tiefe, bis sie das Seilende in Form eines Knotens erreichen. Wiederum auf drei, wiederum gleichzeitig, öffnen sie den Knoten – und landen im Schnee. Geschafft! Fürs Erste.

„Der Ausstieg ist das Gefährlichste“, sagt Gumpenberger, Mitbegründer des Balloonskiings, einer neuen Art des Freeskiings. Mit einem Heißluftballon fahren die Freerider dabei zu Gipfeln, die bislang unerreichbar schienen. Balloonskiing entstand bei den Dreharbeiten zum Skifilm „Heimschnee“, den Gumpenberger mit vier anderen begeisterten Bergsportlern in den Tiroler Alpen drehte. Anders als die meisten Freeride-Produktionen hat „Heimschnee“ den Anspruch, ein Skifilm mit Spielfilmcharakter zu sein. „Filme, die sich um die perfekte Abfahrt drehen, gibt es genug“, sagt der einzige Snowboarder im Team. „Außerdem ist keiner von uns Profifahrer. Wir wollten uns deshalb gar nicht mit denen messen, die etwa in Alaska kilometerlange Abfahrten im extremen Gelände meistern.“

Vielmehr stehen bei dem Filmprojekt die Geschichte und die Tiroler Bergwelt im Vordergrund: Fünf junge Österreicher kehren der Zivilisation den Rücken, leben im Einklang mit der Natur und üben ihre Leidenschaft fürs Freeriden aus. „Wir wollten etwas Besonderes machen“, sagt Gumpenberger, „etwas, das es in dieser Art noch nicht gab.“

Balloonskiing Heimschnee. „Balloonskiing ist ein riesiges Abenteuer.“, Andreas Gumpenberger, Freerider

„Balloonskiing ist ein riesiges Abenteuer.“, Andreas Gumpenberger, Freerider. © Foto: Andreas Vigl & Andreas Ehrensberger

Balloonskiing Heimschnee. „Der Ausstieg ist das Gefährlichste.“, Andreas Gumpenberger, Freerider

„Der Ausstieg ist das Gefährlichste“ Andreas Gumpenberger, Freerider. © Foto: Andreas Vigl & Andreas Ehrensberger

Balloonskiing Heimschnee

Das hat das Tiroler Team eindrucksvoll bewiesen: Mit „Heimschnee“ kreierten sie nicht nur ein neues Filmgenre, sondern nutzten auch erstmals einen Heißluftballon als Aufstiegshilfe. Den dritten Winter arbeiten sie schon an ihrem Film, der ausschließlich in der Bergwelt Österreichs und Südtirols spielt. Eher als Zufallsprodukt entstand dabei Balloonskiing. „Wir suchten nach Alternativen zum Snowmobil und Helikopter. Stattdessen verwenden wir Hundeschlitten und eben einen Heißluftballon“, erzählt Gumpenberger und gibt zu, dass es anfangs mehr eine Schnapsidee war, als ein ernst zu nehmender Vorschlag. Der Gedanke an den Ballon ließ die Crew fortan nicht mehr los, und so versuchten sie, die Theorie in die Praxis umzusetzen. „Als Erstes mussten wir einen Ballonfahrer finden, der uns nicht für komplett verrückt hielt. Aber das war gar nicht mal so schwer, Andy war sofort dabei!“, so Gumpenberger.

Andy Nairz, Inhaber der Firma alpineballooning in Innsbruck, investierte gemeinsam mit dem Team mehrere Monate in Vorbereitung und Planung, bevor es das erste Mal in die Luft ging. „Für den Ballonfahrer ist es sehr schwer, so nah an den Berg heranzukommen, und wenn wir uns abseilen und den Knoten lösen, wird der Ballon sofort extrem viel leichter. Das muss er dann schnell ausgleichen“, sagt Gumpenberger. Vor allem die Lee-Winde an Felswänden und -graten machen dem Ballonfahrer zu schaffen. Der Ballon verhält sich in seinen Manövern träge, und weil Menschen unter dem Korb hängen, darf der Fahrer maximal eine Geschwindigkeit von 30 Stundenkilometern aufnehmen.

Balloonskiing Heimschnee. Nach dem riskanten Absetzen am Gipfelplateau locken spektakuläre Abfahrten im Pulverschnee

Nach dem riskanten Absetzen am Gipfelplateau locken spektakuläre Abfahrten im Pulverschnee. © Foto: Andreas Vigl & Andreas Ehrensberger

Noch schwieriger, als einen Ballonfahrer zu finden, gestaltete es sich allerdings, das Himmelfahrtskommando in Szene zu setzen. Abhängig von Wind und Wetter lässt sich zwar das Gebiet für den Absprung eingrenzen, aber nicht punktgenau festlegen. „Eigentlich wissen wir nie so genau, wo wir am Ende runterkommen“, erklärt Gumpenberger. Die Tourenplanung beginnt deshalb erst nach dem Sprung in das Gelände. Für alle Fälle haben die Skifahrer immer auch Steigeisen, Seil und Felle dabei.

Weil der Ausstieg kaum kalkulierbar ist, scheiterten alle Versuche, ein Kamerateam auf dem Gipfel gegenüber zu postieren. Ein zweiter Ballon musste kurzerhand her: der Kameraballon. Mit einem rund 300 Meter langen Seil wird er am anderen Ballon fixiert und befördert die Filmcrew samt einem Drohnenflieger. „Beim ersten Mal war das komplette Kamerateam schon am Gipfel gegenüber – der Wind hat uns aber leider ganz wo anders hin getrieben. Der Aufstieg war völlig umsonst“, erinnert sich Gumpenberger an die Laune der Natur.Genau diese Ungewissheit und der Mangel an Planbarkeit aber faszinieren die Bergsportler am Balloonskiing. Der Adrenalinkick sei bei anderen Unternehmungen viel intensiver, das Gesamtpaket aber unschlagbar.

Der Ballon, der in aller Herrgottsfrüh aufsteigt, die Sonne, die über den Bergen aufgeht, der jedesmal wieder spannende Ausstieg unter höchster Konzentration, die anschließende Tourenplanung, von der sich vorher nie genau voraussagen lässt, wo sie später endet – „das alles zusammen ist mit nichts zu vergleichen und ein riesiges Abenteuer!“

Gut zu wissen
 Balloonskiing Heimschnee
Ab 20. Oktober 2016 kann man Andreas Gumpenberger und seine Mitstreiter bei diesem Abenteuer in den Tiroler Bergen begleiten. Dann wird „Heimschnee“ auf der Alpcon Cinema Tour 2016 gezeigt, im Innsbrucker Metropol Kino. Der exklusive Ausschnitt „Balloonskiing“ war schon auf diversen Festivals zu sehen.
 
Mehr Informationen, Termine und einen kleinen Vorgeschmack unter www.heimschnee.at