Ein Wochenende in der entspanntesten Stadt Südtirols: die Renaissance der Alpenperle Meran
Meran hat sich zu einer coolen Wellness-Destination entwickelt. Neun gute Gründe für ein verlängertes Wochenende in der Stadt, die noch immer einen Hauch von kaiserlicher Atmosphäre bietet.
1. Totaler Relax
Ok, den Schalter auf Aus, die Gedan ken auf Stand-by, den Kopf auf Durchzug. Nach vier sehr heißen und sehr aktiven Tagen im Pustertal habe ich mir einen Relax-Nachmittag in der Therme Meran redlich verdient. Und da es zwischen Bruneck und den Drei Zinnen gar so anstrengend war, gönne ich mir ausnahmsweise das 3-Stunden-Package namens „Magic Moments” in einer von insgesamt vier exklusiven Pool-Suiten, die wie Schwalbennester am Mauerwerk im Inneren der Badehalle kleben und von außen nicht einsehbar sind.
Bereits bei ihrer Eröffnung vor 16 Jahren galt sie als Meilenstein in Sachen Interior Design – und ist es bis heute. Die zeitlose Schönheit der Therme Meran hat die einst so mondäne und vom Jugendstil beeinflusste Kurstadt geprägt wie kaum ein anderes Gebäude: Der Glaskubus des Südtiroler Stararchitekten Matteo Thun mutierte binnen kürzester Zeit zum neuen Herzstück der gleichermaßen alpin und mediterran angehauchten Metropole an der Passer.
Wobei die 2019 vollendete Neugestaltung der Ruhebereiche, der Pool-Suiten und des Kneipp Gardens von Renato Precoma betreut wurde. Der in der Schweiz lebende Italiener war bereits 2005 als Projektleiter von Matteo Thun & Partners maßgeblich an der Innengestaltung der Therme beteiligt. Vor allem hinsichtlich der Pool Suiten entwickelte er nun aber seinen ganz eigenen Stil für Südtirols Signature Spa.
Mit ihren 25 Becken bietet die Therme Meran ein mehr als abwechslungsreiches Angebot zur Entspannung und fürs Wohlbefinden. Zu den 15 Pools im Innern der Therme Meran gehören etwa das Thermalwasserbecken (33° C) mit einer leichten Radonkonzentration, das mit Meersalz versetzte Solebecken (35° C) sowie das 240 Quadratmeter große Hauptbecken (34° C). Zudem stehen den Gästen in den Sommermonaten zehn weitere Pools im Thermenpark zur Verfügung, der zu den großzügigsten privaten Grünanlagen Europas zählt. Auf einer Fläche von 52 000 Quadratmetern hat man hier auch Bäume und Sträucher gepflanzt, die sonst nur in wärmeren Klimazonen gedeihen. Aber natürlich dominiert auch im Park das Thema Wasser: Besucher erwartet unter anderem ein Thermenparcours mit einem Quell- und Strömungsbecken sowie eine Dampfgrotte und ein unterirdisches Dampfbad. Ein großes Sportschwimmbecken scheint in den Seerosenteich überzugehen.
Doch zurück in meine Pool Suite namens „Herbs“, die über eine eigene Dampfsauna, über Whirlpool, Wasserbett, Dusche, Waschbecken und Toilette verfügt. Nach einem Glas Schaumwein der Sektkellerei Arunda und zwei sehr entspannenden Abstechern in den Dampfraum und das Sprudelbecken nasche ich ein wenig von der Schale mit ausgesuchten Früchten sowie von der feinen Schokolade aus dem Vinschgau – und schlafe, den opulenten, mit Südtiroler Spezialitäten gespickten Brunch-Teller an meiner Seite, prompt auf dem superbequemen Wasserbett ein. Es ist Verena Voltolini, die äußerst umsichtige Spa-Managerin, die gerade noch rechtzeitig an die Tür klopft und mich aus meinen süßen Träumen reißt: „Wir wären jetzt bereit für ihre Sportmassage …“
2. Kunsträume!
Das Boutique-Hotel Imperial Art ist das Schmuckstück unter den Hotels in Meran. Drei heimische Künstler (Elisabeth Hölzl, Marcello Jori, Ulrich Egger) und der Meraner Modedesigner Dimitri Panagiotopoulos haben aus den zwölf Zimmern wahre Kunsträume gemacht. Wobei Alfred Strohmer, kunstbegeisterter Hotelier und Besitzer des Hotels, den Künstlern freie Hand ließ. Lediglich ein Budget war vorgegeben und die Aufgabe, jeden Raum so wohnlich zu gestalten, dass man selbst gern darin schlafen mag. Das Ergebnis ist mehr als überzeugend: mal dunkel, mal hell, mal sehr clean, mal warm und mondän präsentiert sich das Dutzend Art-Zimmer. Gemeinsam ist ihnen nur die Eleganz, die jeweils mit einer gehörigen Portion Humor einhergeht. Hotelier Strohmers Faible für Kunst, Kultur und Genuss spiegelt sich auch in den Inklusivleistungen des Boutique-Hotels im Herzen der Stadt wider. So erhält jeder Gast bei Buchung über die Hotel-Webseite eine kostenlose Eintrittskarte in das zeitgenössische Kunsthaus „Kunst Meran“ und den Tageseintritt in die Therme Meran – während der gesamten Aufenthaltsdauer.
3. Das Townhouse-Märchen
Es war einmal ein Mailänder Paar, Giulia de Andreis und Roger Botti, beide Designer, das sich gleich beim ersten Besuch in Meran verliebte. Regelmäßig kehrten sie in ihre neue Traumstadt zurück – und immer buchten die beiden ein Apartment in der Villa Bergmann in Steinach, Merans ältestem Viertel. Geführt wird diese von der Meranerin Katrin Schnitzer, die nicht unwesentlich dazu beiträgt, dass sich Giulia und Roger Liebe einen Zweitwohnsitz in der mittelalterlichen Laubengasse zulegen und ein dreistöckiges Stadthaus mit lindgrünen Fensterläden im aufstrebenden Altstadtviertel Steinach gleich gegenüber der Villa Bergmann erwerben. Es folgen zwei Jahre Bauzeit, bedachtes Sanieren und unzählige Shopping-Stunden in Antiquitätengeschäften und Galerien. Die architektonische Planung und das Interior Design übernehmen Giulia und Roger nämlich selbst. Jedes Detail wird tausendmal durchdacht und in das Gesamtkonzept integriert. Entstanden sind acht grandiose Suiten mit breiten Holzdielen, gotischen Türen, unverputzten Wänden, zeitgenössischen Kunstwerken von lokalen Künstlern und außergewöhnlichen Accessoires – die Lichtschalter und Steckdosen (mit Aufputzrohr) sind zum Beispiel aus Kupfer gefertigt. Dass im Juni dieses Jahres ausgerechnet eine gewisse Katrin Schnitzer die ersten Townhouse-Gäste begrüßen durfte, ist dabei kein Zufall. Ohne mit der Wimper zu zucken ging die passionierte Gastgeberin, die sich zusammen mit ihrem Bruder zudem um die Vermarktung der Südtiroler Golfplätze kümmert, auf das Angebot ein, neben der Villa Bergmann auch das Townhouse zu managen.
4. Lässige Sterneküche
Das Restaurant Sissi ist ein Spitzenrestaurant, dekoriert unter anderem mit einem Michelin-Stern. Trotzdem gibt es hier keinen Dresscode, denn es gilt: Qualität statt Formalität. Das macht es auch so reizvoll. In dem großzügigen, hellen Raum, der an die Jugendstilzeit erinnert, fühlt man sich ein bisschen wie bei jemandem zu Hause. Andrea Fenoglio hat das Restaurant 1991 eröffnet, führt es noch heute überzeugend mit großer Passion und verteidigt seinen Stern seit nunmehr 21 Jahren. „In Wirklichkeit bieten wir nicht Speisen und Wein. Wir bieten zwei, drei Stunden Urlaub“, sagt Andrea, lacht verschmitzt und serviert höchstpersönlich den obligatorischen Gruß aus der Küche: „Liquid Pizza“, ein im Schnapsglas angerichtetes Kondensat von Tomate mit Olivenöl, geröstetem Brot und einem Stück Büffelmozzarella.
Ebenfalls sehr kreativ umgesetzt und geschmacklich ausgezeichnet: das „moderne“ Vitello Tonnato mit fein pürierter gelber Peperoni, mayonnaisefreier Thunfischsauce und mit getrocknetem Thunfischkaviar on top. Und erst die Kalbsleber auf venezianische Art – so zart die Leber, so crunchy die Zwiebelringe. Mein persönlicher Favorit war jedoch das Ziegen-Ricotta-Eis mit Zitrone, Vanille, Olivenöl und Kumquat – ein süßer Abschluss, den ich – ich muss es zu meiner Schande gestehen – gleich zweimal bestellte.
5. Slow Food in der Felshöhle
„Die Biodiversität auf den Teller“ – so lautet das Credo von Robert Steiner, seines Zeichens Slow Food-Pionier und Chefkoch von Roberts Stube im Felsenkeller, die man von der Meraner Laubengasse in einem 25-minütigen, steil bergauf führenden Spaziergang auf dem panoramareichen Tappeinerweg erreicht. Zu Tisch bittet Robert Steiner auf der schmalen Terrasse oder im urigen Felsenkeller. Auf den Tisch kommen nur ausgewählte Slow-Food-Produkte aus ganz Italien. „Alles, was in meine Küche kommt, ist rückverfolgbar“, sagt Steiner. „Ich kenne meine Produzenten und vertraue ihnen blind. Und ich habe keine Scheu zu reisen. Ich fahre lieber 500 Kilometer, um die qualitativ beste und gesündeste Zutat zu finden, anstatt mich mit dem Naheliegenden zufrieden zu geben.“ So kommt das Rind- und Kaninchenfleisch aus dem Piemont, das Lamm bezieht er aus dem Villnösstal und die Taggiasca-Oliven aus Ligurien. Tipp für Feinschmecker mit einem Faible für sterneverdächtige Slow-Food-Küche: Unbedingt die marinierten Sardellen mit Himbeeren und Apfelwürfeln oder das Tiroler Herrengröstl mit Tafelspitz und Krautsalat probieren!
6. Zwischen Palmen und Almen
Mal wieder ein bisschen zu viel Rummel in der Stadt? Kein Problem – direkt neben dem Restaurant Sissi führt ein Sessellift ins 300 Meter höher gelegene Dorf Tirol. Die Gemeinde mit rund 2400 Einwohnern besticht durch ein mildes, mediterranes Klima mit über 300 Sonnentagen und 1200 Sonnenstunden im Jahr und lässt sich am besten mit den „Maultaschen“ erkunden. Auf einem heiteren und kurzweiligen Spaziergang erzählen die Mitglieder des hiesigen Theatervereins Geschichten und Anekdoten aus und über ihr Dorf. Sie sprechen vom Gestern und Heute, von Mensch und Kultur, von Handwerk und Brauchtum – immer gewürzt mit einer feinen Prise Humor und dem einen oder anderen künstlerischen Intermezzo.
Ein Muss ist auch der Besuch der Brunnenburg, die aus dem 13. Jahrhundert stammt und spektakulär auf einer Felsnadel etwas unterhalb von Schloss Tirol thront. Sie beherbergt ein sehenswertes Landwirtschaftsmuseum sowie ein kleines Museum, das dem Dichter Ezra Pound gewidmet ist. Der Autor der „Cantos“ lebte von 1958 bis 1962 auf der Burg.
7. Das prickelnde Dorf
Das schmucke Dorf Marling erstreckt sich auf einem Hügel westlich von Meran und steht wie kaum ein anderes für Südtiroler Weinkultur. Nicht nur für Weinnovizen lohnt sich der vor Kurzem errichtete Weinkulturweg. Entlang des Weges gibt es 18 Stelen mit Texten des Meraner Autors Sebastian Marseiler, die Aufschluss geben über die Weinkultur in Südtirol. Zudem säumen überlebensgroße Gegenstände aus dem Weinbau den Weg: ein Reber, ein Moster und am Dorfplatz die Pazeide, ein uraltes Wein- und Messgefäß.Passiert wird dabei auch das neue, zeitgenössische Gebäude der Weinkellerei Meran, ein architektonisches Juwel, in dem sich die Weinvielfalt der Kellerei mit Blick über das gesamte Etschtal verkosten lässt. Aber auch freie Weinbauern wie Andreas Menz vom Popphof öffnen ihre Tore – sie verarbeiten ausschließlich die Trauben der eigenen Weinhänge. Leicht skurril, aber durchaus interessant und sehenswert präsentiert sich der im Zentrum von Marling gelegene Erlebniskeller des Rochelehofs. Hausherr Walter Mairhofer stellt dort historische Arbeitsgeräte und Werkzeuge aus, die man im Wein- und Obstanbau benötigte, und informiert über Bauernregeln, alte Rechte und Pflichten und das Einkellern. Dass Marling nicht nur als Weindorf, sondern auch als „prickelndes Dorf“ betitelt wird, liegt an den vier Sektproduzenten. Neben dem Weingut Geier produzieren auch die Weingüter Pardellerhof-Montin und Plonerhof sowie die Kellerei Meran ausgezeichnete Schaumweine.
8. Kurvenreiche Zeitreise
Ja, zugegeben, man fährt fast eine ganze Stunde lang von Meran aus ins urige Ultental hinein – durch diverse Tunnel und über unzählbare Kehren auf der Serpentinenstraße. Doch die Kurverei lohnt sich. Allein schon wegen des Ultner Höfewegs, der auch für Familien mit Kindern problemlos begehbar ist. Verwitterte Schindeldächer, wettergegerbte Balken, schiefe Holzzäune – nirgendwo sonst in Südtirol bekommt man einen so authentischen Einblick in die Kultur und Lebensweise der Bergbauern. Hier lohnt es sich, auch mal stehen zu bleiben. Wer genau hinsieht, erkennt unzählige Details und Hinweise auf die damalige Zeit. Idealer Startpunkt ist der Parkplatz der Talstation der Gondelbahn Schwemmalm in Kuppelwies. Von dort aus führt der Weg auf der rechten Talseite, der Sonnenseite, bis nach St. Gertraud. Hier finden sich auch die meisten Höfe, während der Rückweg auf der anderen Seite von viel Wald geprägt ist.
Als Halbtagestour empfiehlt es sich deshalb, nur bis nach St. Gertraud zu wandern und von dort den Bus für den Rückweg zu nutzen. Wer den ganzen Höfeweg erwandern möchte, sollte dagegen einen vollen Tag einplanen. Übrigens: Der höchstgelegene Hof im gesamten Tal ist das Zuhause von Michael Schwienbacher, der aus knorrigen Lärchenholz und Zirbenwurzeln einzigartige Designstücke drechselt und nach Voranmeldung gern die Türen seines Ateliers öffnet.
9. Apfel- und Familienparadies
Sie haben eine ganz besonders wichtige Aufgabe, denn von April bis Oktober sind sie im Namen der bekanntesten Frucht Südtirols unterwegs: In Führungen, bei Schulprojekten und Verkostungsaktionen klären die Apfelbotschafter über das heimische Superfood auf. Warum werden im Frühling bei Frost die Beregnungsanlagen eingeschaltet? Welche Arbeit verbirgt sich hinter dem „Mulchen“? Welcher Handgriff muss bei der Apfelernte sitzen? Wohin werden Südtirols Äpfel exportiert? Fragen über Fragen, auf die Judith Mathà, die Rosenkönigin und Apfelbotschafterin der Gemeinde Nals, bei der Apfelführung auf dem Grieserhof gern antwortet.
Gemeinsam mit ihren Eltern bearbeitet sie fast zehn Hektar und baut ein breites Sortiment an Äpfeln an. Und sie kümmert sich um den Urlaub auf dem Bauernhof. Denn seit Kurzem offeriert die Jungbäuerin in einem aufwendig renovierten Stadel vier großzügig geschnittene, familiengerechte Ferienwohnungen samt Pool und finnischer Außensauna aus Zirbenholz im Biogarten.