Eine rassige Skitour auf das dritte Watzmannkind
Eine skifahrerisch intressante, abwechslungsreiche und landschaftlich großartige Skitour soll es werden. In den Berchtesgadener Bergen ist die Auswahl von dieser Sorte Touren groß. Wir beschließen, uns auf die bekannteren Ziele zu konzentrieren und haben schnell einen Klassiker im Visier. Das Watzmann-Massiv. In seiner Anmutung gleicht es einer Felsenburg und sieht nicht nur von weitem beeindruckend aus. Zahlreiche Fotos und Berichte vermitteln schon vorab ein gewisses Abenteuer-Feeling und das wollen wir natürlich auch erleben.
Da es die Schneelage momentan nicht zulässt von unten mit den Skiern zu starten und wir keine Lust haben zu Tragen, beschließen wir, die Mountainbikes mitzunehmen. Wer will schon freiwillig tragen, wenn es eine gut ausgebaute Straße gibt? Die ersten Kilometer der Tour werden wir deshalb auf zwei Rädern zurücklegen. Startpunkt ist der Parkplatz Hammerstiel.
Mit den Skiern am Rücken und ohne(!) Elektrounterstützung ist diese Form der Fortbewegung wesentlich unbequemer als gedacht. Zumal es die Forstraße Richtung Schapbach Diensthütte mit ihren immer wiederkehrenden steilen Rampen in sich hat. An der Hütte angekommen sind wir sehr froh, unsere Skier anschnallen zu können!
Nun beginnt die eigentliche Skitour. Wir folgen der Forstraße ein kleines Stück, bis es an einer auffallenden Linkskurve auf 1200 Metern in den Wald geht. Dort verjüngt sich der Weg und es geht durch die Waldschneise steil empor. Erst weiter oben flacht das Gelände wieder etwas ab und die Skiroute führt sanft durch lichten Lärchenwald weiter Richtung Kar.
Mit zunehmender Höhe eröffnen sich in der Mulde westlich des kleinen Watzman schöne Weitblicke hinunter nach Berchtesgaden und die umliegenden Gipfel. Anschließend geht es dann ins eigentliche Kar, das sich schon vor einem ausbreitet. Es ist ein fantastischer, weiter Kessel – umrahmt von steilen Wänden und gewaltigen Felsblöcken. Südtiroler Flair par excellence! Nun kommt sogar kurz die Sonne raus, die uns leider seit dem Ende der Forstraße im Stich gelassen hat. Die mystische Stimmung, erzeugt durch das Lichtspiel hereinziehender Nebelschwaden, könnte nicht schöner sein.
Wir folgen dem Kar in angenehmer Steilheit und peilen das vierte Kind, auch Watzmman Jungfrau gennant an, ein auffallender Felsstock in der Mitte des Kares. Kurz vor der Felswand scheitelt sich unsere Spur. Hier hat man die Wahl, entweder links dem Normalweg zu folgen oder rechts alternativ auf das deutlich steilere fünfte Kind zu steigen. Dafür braucht es allerdings sichere Schneebedindungen, denn im sehr steilen Nordwesthang ist die Lawinengefahr hoch! Daher sollten diese Variante nur ambitionierte Tourengeher in Angriff nehmen. Wer motiviert ist, das nötige Können und eine gute Kondition hat, kann auch beides kombinieren.
Wir gehen links über den schönen, aufsteilenden Gipfelhang hinauf zum dritten Kind. Oben angekommen haben wir Glück und die Sonne bricht aus den Wolken. Die beeindruckende Aussicht auf die mächtigen Felswände um uns herum, gepaart mit der tollen Wolkenstimmung, raubt uns kurz den Atem: So wild und einzigartig ist es hier am Watzmann. Leider zieht es schnell wieder zu. Deshalb beschließen wir nach kurzer Brotzeit voller Vorfreude, die Tiefschneeabfahrt in Angriff zu nehmen. Nachdem es die Tage zuvor auf der Höhe einiges geschneit hat, kommen wir heute in den Genuss von reichlich Powder. So soll es sein! Ohne großen Steinkontakt und mit einem Grinsen im Gesicht, erreichen wir zufrieden die Hütte, unser Bikedepot. Nach einem letzten Blick hinauf in das mittlerweile weit entfernte Kar schwingen wir uns beseelt von diesem wunderbaren Tag auf unsere Bikes und rollen gemütlich hinunter ins Tal.
Ausrichtung // Nord/Nordost Skitour mittel bis schwer ca. 4,20 Std. Art // Skitour 1450 hm
Art // Skitour mittel bis schwer.
Schwierigkeit // Lange, konditionell etwas anpruchsvollere Skitour.
Orientierung // Vom Parkplatz Hammerstiel auf der Forststraße (Schild Kühroint) bis zur Schapbach Diensthütte (Bikedepot Nr.1) auf 997 m. Von dort der Straße folgend bis zur sog. Benzinkurve (Bikedepot Nr.2). Dort links in den Wald und über die steile Waldschneise, später flacher werdend hinauf ins Kar. Weiter Richtung viertes Kind „Jungfrau“ und davor links den steilen Gipfelhang empor bis zum höchsten Punkt. Vorsicht Wechten! Abfahrt wie Aufstieg.
Gehzeit // Drittes Kind: 1450 hm, Dauer ca 4 – 4,5 Std.
Alternative Fünftes Kind: 1500 hm, Dauer ca 4-5 Std.
Tourenziele // Drittes Watzmannkind 2.225 m,
Beste Jahreszeit // Hochwinter (nur bei wirklich sicheren Lawinenverhältnissen) bis Anfang Mai.
Einkehrmöglichkeit // Keine.
Anreise // A8 München-Salzburg bis Ausfahrt Pinding. Weiter über Bad Reichenhall nach Berchtesgaden. In Berchtesgaden hält man sich an die Beschilderung Ramsau und trifft so auf die B305. Hier rechts und weiter bis Engedey.
(A) In Engedey zweigt man links ab nach Schönau (ausgeschildert). Gleich hinter einem kleinen EDEKA-Markt biegt man dann rechts in die Hammerstielstraße ein und folgt der kleinen Straße und der Beschilderung nach Hinterschönau zum Parkplatz Hammerstiel am Ende der Straße.
(B) Durch Engedey hindurch und noch ein kurzes Stück weiter bis zur Wimbachbrücke, links der B305.
Parkplatz // (A) Hammerstiel (750 m) in der Ramsau, Großer Parkplatz.
(B) Wimbachbrücke (635 m) in der Ramsau.
Kosten // 5 Euro Parkgebühr.
Ausrüstung // Skitourenequipment, LVS-Ausrüstung, Sonnenschutz, warme Kleidung, MTB.
TIPP // Der Abzweig vor der Jungfrau nach rechts hat meistens deutlich weniger Besucher als die linke Hauptroute zum dritten Kind.
(Lawinenlage und eigenes Können im Steilhang berücksichtigen.)
Beide „Kinder“ bieten durch ihre nordseitige Expositon auch noch lange im Frühling gute Tourenbedingungen.
Bike and Ski: Ein MTB vereinfacht den langen Rückweg!