Einfach nur durch den tiefen Schnee stapfen? Nicht am Tegernsee. Da hat das viel mit Geschichte und Gastronomie zu tun. Und damit eine ganz besondere Qualität
Mehr Bayern geht nicht. Jedenfalls nicht, wenn’s nicht gradheraus kitschig werden soll. Hier in der Sutten, ein paar Minuten vom südlichen Tegernseeufer weg, das ist perfekt. Rechts baut sich der Wallberg auf, einst Schauplatz legendärer Ski- und Autorennen (der Toni Sailer hält noch heute den Streckenrekord). Hinten links in der Tuften hat Ludwig Thoma viele Jahre gelebt, sein altes Wohnhaus ist heute ein Wallfahrtsort. Und genau da, wo der Franz Josef Strauß den Helmut Kohl zum „Spazierengehen“ mitgenommen hat, starten wir zum Schneeschuhwandern. Eine gemütliche Schnuppertour soll es sein. Dazu ist dieser schneesichere Winkel zwischen Tegernsee und Spitzingsee gerade recht.
Im Sommer sind hier Wanderer und Biker unterwegs. Jetzt aber genießen wir die winterliche Einsamkeit, hören nichts außer dem Pfeifen des Windes in den Ästen und das Knarzen des Schnees unter unseren Tritten. Auch die Skifahrer auf der Suttenabfahrt bleiben auf solider Distanz.
Vom Parkplatz bei der Talstation stapfen wir auf der verschneiten Forststraße taleinwärts Richtung Forsthaus Valepp bis zum Suttensee. Rasch gewöhnen wir uns an das etwas breitbeinige Gehen mit den Schneeschuhen und haben den neuen Gehrhythmus und den gleichmäßigen Einsatz der Stöcke bald verinnerlicht. Erste Schritte in den unberührten Tiefschnee neben der Straße zeigen, dass die breiten Schneeschuhe kaum einsinken und wir uns souverän im Gelände bewegen können. Das macht mit jedem Schritt mehr Spaß. Der einzige Nachteil: Du bist bergab kaum schneller als bergauf. Aber Schneeschuhwandern hat ja viel mit Entschleunigung zu tun.
Nach gut 20 Minuten machen wir nach dem Suttensee rechts eine weite Schleife durch den Bergwald, schaffen einige, wenig anstrengende Höhenmeter, stoßen wieder auf die im Winter gesperrte Straße zum Forsthaus Valepp. An dieser Stelle gehen wir links ein Stück zurück zum See und gönnen uns kurz danach noch einen Abstecher. Denn rechts hinauf sind’s nur gute 100 Höhenmeter zur Hafner-Alm, wo sich ausgezeichnet bayerisch speisen lässt. Einen Kaiserschmarrn später schnallen wir wieder die Schneeschuhe an und genießen die Aussicht bei einem entspannten Spaziergang über die Lukas-Alm bergab zum Parkplatz.
Wir haben gelernt: Schneeschuhwandern und Schneeschuhtouren sind ein inniges Naturerlebnis. Wir sind unabhängig von Wegen und Liften, weil wir uns unsere eigenen Wege abseits der Masse suchen können. Und finden: Nach der zwei- bis dreistündigen Tour in der Sutten könnte es beim nächsten Versuch ruhig noch etwas zünftiger sein. Vielleicht ein Gipfel als Ziel mit Aussicht auf den See?
Start am Parkplatz bei der Talstation Sutten.
Länge 3,5 km.
Höhenmeter 200.
Dauer 1 bis 2 Stunden.
Einkehr: Hafner Alm. Klassisch bayerisches Berggasthaus abseits der Skipiste mit rustikalem Interieur und bekannt guter Küche. Spezialität ist das selbst kreierte Tegernseer Schnitzel. Web: www.hafner-alm.de
Da wird uns die Tour von Tegernsee hinauf zum Riederstein über das Berggasthaus Galaun empfohlen, klassische Tegernsee-Schönheiten. Das beginnt schon beim Start an der Point, der idyllischen Landzunge südlich des Tegernseer Schlosses, wo man eigentlich hinüber schaut auf die malerische Egerner Bucht Richtung Rottach-Egern. Aber unser Blick geht in die andere Richtung, bergauf nämlich. Wir gehen zunächst ohne Schneeschuhe vorbei am Stieler Haus. Die einstige Künstlervilla ist heute ein elegantes Kaffeehaus. Auf der anderen Straßenseite führt uns ein schmaler Weg zickzack bergauf zum Paraplui, einem ersten schönen Aussichtspunkt, danach über ein paar Lichtungen, dann nur noch durch den Wald bis zum Pfliegeleck. Die Schneeschuhe brauchen wir erst am Ortsrand.
Eine dreiviertel Stunde sind wir unterwegs und haben schon gute 300 Höhenmeter geschafft. Jetzt geht es direkt ostwärts, ein wenig bergab und ziemlich flach weiter durch den Wald. Es hat jetzt etwas von einem entspannten Spaziergang, bis wir von einer Lichtung das Berggasthaus Galaun am Riederstein direkt vor uns sehen. Wir verschieben die Einkehr und stapfen zunächst den Kreuzweg hinauf zu der majestätisch auf einem Felsblock thronenden Riedersteinkapelle. Die Aussicht auf knapp 1200 Höhenmetern ist hier noch eine Klasse besser ist als unten im Wirtshaus. Links baut sich der Wallberg in den Himmel, hinten ragt der Gipfel des Hirschbergs empor und vor uns breitet sich der Tegernsee aus. Die perfekte bayerische Idylle. Jetzt fehlt nur noch die Einkehr im Wirtshaus.
Für den Rückweg könnten wir kurz hinter dem Gasthaus rechts Richtung Alpbachalm abbiegen und durch das Alpbachtal direkt in den Ort Tegernsee spazieren – eine etwas weitere Variante mit einem weiten Bogen nach Norden. Wir nehmen aber eine kürzere Alternative, gehen auf dem Hinweg zurück bis zum Pfliegelhof und über den Sonnleitenweg direkt nach Tegernsee zum Schloss und landen dort, wo jeder irgendwann einmal sitzt. Im berühmten Bräustüberl, das zum Tegernsee gehört wie das Hofbräuhaus zu München. Mehr Bayern geht nicht.
Start an der Point bei Tegernsee.
Länge 11 km.
Höhenmeter 582.
Dauer 3 bis 4 Stunden.
Einkehr: Berggasthaus Galaun am Riederstein. Gemütliche, typisch bayerische Gaststube in Alleinlage mit guter Seesicht. Web: www.berggast-haus-riederstein-am-galaun.de
Bräustüberl Tegernsee. Institution direkt beim Schloss mit historischem Gewölbe, klassische, teils deftige Küche, Tegernseer Bier. Web: www.braustuberl.de