132 Hütten betreibt der DAV heute in Tirol. Zu Beginn der Wandersaison stellen wir fünf ganz besondere Hütten von fünf verschiedenen deutschen Alpenvereinssektionen vor. Teil 4: die Coburger Hütte – mit Blick auf die Zugspitze
Bereits vor über hundert Jahren bauten unterschiedliche Sektionen des Deutschen Alpenvereins Schutzhütten in Tirol. 132 Hütten betreibt der DAV heute in Tirol. Bayern, Baden-Württemberg, Sachsen, Nordrhein-Westfalen oder Berlin gaben ihren Schutz- und Wanderhütten Namen ihrer Städte. Die Coburger Hütte wurde 1901 eröffnet und mauserte sich von einer ganz einfachen Schutzhütte zu einer immer noch einfachen, aber modernen und sympathischen Bergsteigerhütte mit Tagungsraum und Halbpension.
Eine Hütte für „warmherzige Beschauer und Alpenfreunde“
Dass die Lage der Coburger Hütte einzigartig ist, wussten schon die Altvorderen der DAV-Sektion Coburg. 1895 machten sie sich auf die Suche nach einem geeigneten Plätzchen für eine eigene Hütte. Fündig wurden sie in der Mieminger Kette, oberhalb von Ehrwald, wenige Meter über dem Drachensee, von wo man einen freien Blick auf die Tiroler Seite der Zugspitze und den Seebensee hat. Im Bericht von der Suche an die Mitglieder heißt es: „Es dürfte schwer sein, einen gleich schönen Platz, welcher freundliche und erste Contraste so unmittelbar vereinigt, im Hochgebirge anzutreffen. Der warmherzige Beschauer und Alpenfreund wird sich dem Zauber dieser Gegend nicht verschliessen können. Das haben auch die Mitglieder unserer Section empfunden, welche im Laufe des letzten Sommers das Mieminger Gebirge besucht, und, wie es von der Section gewünscht war, nach einem geeigneten Hüttenplatz Umschau gehalten haben. Sie sind sämmtlich von der Grossartigkeit und Schönheit der Mieminger Kette hoch entzückt und haben die Ueberzeugung, dass der Platz am Drachensee in einer Höhe von über 1900 m zum Bau einer Unterkunftshütte in hervorragendem Maasse geeignet erscheine.“
Mit den großen Baumaßnahmen 2010 kamen auch Warmwasserduschen
Bis zur Fertigstellung dauerte es dann aber noch ein paar Jahre, 1901 wurde die Coburger Hütte eröffnet. Klein und einfach war sie damals, schließlich hatte die Coburger Sektion nicht so viel Geld wie die großen, wie die Münchner, Berliner oder Kölner. Aber schon wenige Jahre später gab es eine erste Wasserleitung, dann ein Stromaggregat und schließlich eine Telefonleitung. Vergrößert wurde die Hütte erstmals nach dem Ersten Weltkrieg. Die Materialseilbahn für die immer größer und aufwändiger werdende Versorgung der Wanderer wurde 1962 gebaut, weitere Bau- und Sanierungsmaßnahmen am Gebäude folgten. Doch 2009 reichte auch all das nicht mehr aus. Eine Hütte ohne Warmwasser und ohne eigene Zimmer für die Angestellten war einfach nicht mehr zeitgemäß. So beschloss die Sektion eine über 680.000 Euro teure Erweiterung und Modernisierung der Coburger Hütte. Luxus war dabei nicht gefragt, nur ganz normaler Standard. Denn wie Hüttenwirt Friedrich Schranz sagt: „Auch am Berg bleibt die Zeit nicht stehen und dazu gehören eben auch auf einer Bergsteigerhütte hoch oben am Berg zum Beispiel Duschen mit warmem Wasser.“ Und so wurde in den Sommermonaten das gesamte Baumaterial mit dem Hubschrauber auf den Berg geflogen und fleißig gewerkelt – für die Materialseilbahn waren Bagger und Bauteile einfach viel zu groß und schwer. Zur großen Einweihungsfeier des neuen Anbaus 2011 kam sogar Coburgs Bürgermeister den Berg hinauf. Heute hat die Coburger Hütte 80 Schlafplätze, zwei Duschen mit Warmwasser, eigene Zimmer für die Mitarbeiter, ein umweltfreundliches Blockheizkraftwerk auf Pflanzenölbasis und sogar einen kleinen Tagungsraum, der nicht nur von den DAV-Mitgliedern der Sektion Coburg gerne genutzt wird, sondern beispielsweise auch von den einheimischen Bergführern für Aus- und Weiterbildungskurse.
Die Coburger Hütte – ein erfolgreicher Familienbetrieb, leicht zu erreichen auch für Kinder
Bewirtschaftet wird die Coburger Hütte seit 25 Jahren von der Familie Schranz: Friedrich und Reingard und ihre zwei mittlerweile erwachsenen Söhne Christian und Jürgen. Christian, der Koch, serviert den Gästen typische Tiroler Kost – Kaiserschmarrn, Gröstl oder Speckknödel – und packt den Wanderern auch ein bisschen Proviant für den weiteren Weg zusammen. Denn die Coburger Hütte liegt auf dem Weitwanderweg Adlerweg und ist Startpunkt für einige schöne Gipfeltouren, etwa auf die Ehrwalder Sonnenspitze, den Drachenkopf oder den Tajakopf. Außerdem liegen vier Klettersteige in unmittelbarer Nähe. Für eine Wanderung vom Tal zur Coburger Hütte kann man verschiedene Wege nutzen. Landschaftlich besonders reizvoll und absolut familientauglich ist der Weg von Ehrwald über den Seeben- und den Drachensee: Mit der Ehrwalder Almbahn geht es zur Ehrwalder Alm auf 1.502 Meter und von dort weiter über einen einfachen Forstweg in rund zwei Stunden zum grün schimmernden Seebensee auf 1.657 Meter. Von dort führt ein schmaler Steig etwa 30 Gehminuten hinauf zum malerisch im Bergkessel liegenden Drachensee und der darüber liegenden Coburger Hütte.
Übernachten in 2er, 4er, 8er oder 10er-Lagern
Eine Nacht auf der Coburger Hütte in einem der verschieden großen Schlafräume kostet für DAV-Mitglieder 12 Euro, für Nichtmitglieder 22 Euro. Wer möchte, kann die Übernachtung auch mit Halbpension buchen, das kostet dann 41 Euro, bzw. 51 Euro für Nichtmitglieder.
Öffnungszeiten: 2. Juni bis 8. Oktober 2017.
Informationen: www.coburgerhuette.at
ALPS-Infochart: Zahlen, Daten und Fakten rund um Schutzhütten in den Alpen