Urlauber finden inmitten des Salzburger Landes perfekte Bedingungen für die Gaudi aus Kindertagen, die seit einigen Jahren auch bei Erwachsenen wieder im Trend liegt
Am Schönsten ist’s bei Vollmond. Wenn die Schneekristalle im sanften Licht funkeln und der Mond magische Momente zaubert, zieht es auch Hans Rettenwender senior auf den Schlitten. Die vier Kilometer von der Sonnalm bis hinunter zum Hoteldorf Zauchensee gönnt sich der Hüttenwirt gern. Sofern Zeit ist. Meistens hat er alle Hände voll zu tun auf seiner urigen Sonnalm. So bleibt es in der Regel dabei, dass er die Gäste auf die Reise schickt: Denn in Altenmarkt-Zauchensee, das zu den beliebtesten Wintersport-Regionen im Salzburger Land gehört, leiht man sich den Schlitten auf der Hütte aus. Bei Hans Rettenwender gibt’s neben Fahrtechnik-Tipps auch die Stirnlampe gratis dazu.
Von der Sonnalm führt der Rodelweg durch den tief verschneiten Nadelwald in Serpentinen hinab ins Hoteldorf auf 1350 Metern. Eine sanfte Strecke mit gleichbleibendem Gefälle und hohen Schneewechten an den Seiten, die auch das eine oder andere missglückte Lenkmanöver verzeihen. Unten angekommen lässt man den Schlitten samt Stirnlampe einfach am Wegesrand stehen und zieht weiter. „Die klaut schon keiner“, sagt Hans Rettenwender, der irgendwann alles einsammelt und wieder nach oben transportiert.
Klaudia Zortea, die Geschäftsführerin von Altenmarkt-Zauchensee Tourismus, beobachtet seit einigen Jahren eine „wahre Renaissance des Rodelns“: „Schlittenfahren ist nach Alpin-Ski die beliebteste Freizeitaktivität in den Bergen – noch vor Langlauf“, betont sie und bezieht sich dabei auf eine österreichweite Studie. Zur perfekten Infrastruktur gehört in Altenmarkt-Zauchensee auch das Rodel-Taxi – ein mit Spikes ausgerüsteter VW-Bus, der die Gäste auf Wunsch auch mit eigenem Kufengerät im Gepäck zum Ausgangspunkt der Bahnen bringt.
Romantiker jedoch werden vor der Rodelpartie kaum auf ihre Winterwanderung verzichten, die eigentlich zum Schlittenfahren gehört wie der Glühwein zum Advent. Besonders reizvoll ist der Bifangweg. Etwa eine Stunde lang geht’s durch den Märchenwald, der immer wieder durch Lichtungen unterbrochen wird, von denen man einen wunderschönen Blick auf das idyllische Altenmarkt und das weite, offene Tal mit dem markanten Dachstein am Horizont genießt. Wer oben im Skigebiet nach links abbiegt, erreicht die Hochnössleralm. Rechts geht’s zur Bifei’s Hütt’n. Vor beiden Hütten stehen Schlitten für die rasante Talfahrt bereit – wer sich traut, kann hier auf über drei Kilometern unbeschwert Tempo machen. Erst um Mitternacht werden die Lichter ausgeknipst.
Besonderer Tipp: Dienstags und donnerstags sowie auf Anfrage gibt’s in der Hochnössler-Hütte abends Hüttengaudi mit Live-Musik (Eintritt frei). „Da geht jeder mit“, verspricht Wirt Rudi Hallinger. Viele Gäste stärken sich mit Spezialitäten wie Kasnocken, Schweinshaxe oder Ripperl und tanzen ein paar Runden, bevor sie sich auf dem Schlitten den Fahrtwind um die Ohren wehen lassen.
Oder wie wär’s zur Abwechslung mal mit einem Zipfelbob? Der Plastikuntersatz mit Knüppel zum Festhalten in der Mitte, der zunächst die Kinderherzen eroberte, seit einigen Jahren aber auch unter Erwachsenen immer mehr Anhänger findet, steht neben klassischem Gerät am Berggasthof Winterbauer bereit. Mit ihren relativ engen Kurven und dem starken Gefälle ist die über zwei Kilometer lange Bahn hinunter nach Altenmarkt die anspruchsvollste im Schneeparadies. Auch diese Strecke ist beleuchtet, der Schlittenspaß endet erst spät am Abend.
„Das ist halt besonders romantisch“, kommentiert Hans Rettenwender von der Sonnalm den Nachtrodel-Trend. Wer seine Hütte ansteuert, sollte sicherheitshalber vorher anrufen und sich über die Öffnungszeiten erkundigen. Tipp: Unbedingt den Kaffeeschnaps probieren – das ist der beste unter den Hochprozentigen, die der Hüttenwirt selbst brennt.
Der Rodelverleih kostet ab 4 Euro. Die Benutzung der Bahnen ist kostenlos.
www.altenmarkt-zauchensee.at