In allen Farben des Feuers lodern die Lärchenwälder, wenn es Herbst wird in Graubünden, besonders intensiv aber zwischen Mitte September und Ende Oktober. Das ist die Jahreszeit, zu der die reizvolle Fahrt in den Panoramawagen der Rhätischen Bahn noch ein bisschen beeindruckender ist als sonst schon
Der „Bernina Express“ rattert und rauscht durch den Bilderbogen der Landschaft. Windet sich die Strecke entlang, die seit 2008 zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt und von Chur bis ins italienische Tirano führt. Durch 55 Tunnel, über jähe Steigungen und 196 Brücken. Durch schroffe Täler und über den Berninapass, mit der höchstgelegenen Station der Tour, dem „Ospizio Bernina“ auf 2253 m. Durch zahllose Stimmungen und Wetterlagen (wobei der Himmel hier nie blauer sein soll als in den ersten Herbstwochen). Mit etwas Glück kann man Steinböcke erleben, auf alle Fälle aber das Landwasserviadukt, den eisfarbenen Stausee „Lago Bianco“, das Kreisviadukt von Brusio und irgendwann plötzlich: Palmen. Wem die über vier Stunden Fahrzeit zu lang werden, der kann aussteigen und Gletschergärten und Almwiesen zu Fuß erkunden. Der Weitwanderweg Via Albula/Bernina kreuzt die Bahnstrecke mehrfach, wer müde ist, steigt einfach wieder zu. Und für Spaziergänger sehen die leuchtend roten Waggons, die sich die Bergkuppen hochschrauben, nicht selten aus wie der wahr gewordene Kindertraum von einer Modelleisenbahn.