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Eisstockschießen – das Spiel der Spiele

Eisstockschießen: Der 75-jährige Manfred Brandtner, Wiener mit Kärntner Wurzeln, pflegt die Tradition des Eisstock-Drechselns

Holz statt Kunststoff Der 75-jährige Manfred Brandtner, Wiener mit Kärntner Wurzeln, pflegt die Tradition des Eisstock-Drechselns

Alljährlich wird es laut am sonst so stillen Kärntner Weissensee. Dann heißt es „Eis frei“ für das Finale des größten Eisstock-Turniers Europas, den „Servus Alpenpokal“. Am Weissensee hat dieser Mannschaftssport Tradition – der See verwandelt sich alljährlich in die perfekte Eisstock-Bahn. Bei den Eisstöcken selbst setzt man hier auf Handarbeit von Manfred Brandtner, der das alte Handwerk zu seinem Hobby gemacht hat

Der 6,5 Quadratkilometer große Weissensee liegt auf 930 Meter Seehöhe und friert im Winter mit einer Eisdecke von bis zu 40 Zentimetern verlässlich zu. Wenn das Eis von Eismeister Norbert Jank freigegeben wird – heuer war es übrigens am 19. Dezember – fangen die Herzen der Eisstock-Schützen an höher zu schlagen. Für sie geht es bei dem Mannschaftssport um mehr, als nur darum den Eisstock mit einem maßvollen Schuss möglichst nahe an der Daube zu platzieren.

Eisstockschießen ist ein alter Volkssport und auch wenn man ihn am Weissensee wohl nicht erfunden hat, so kennt man sich hier besonders gut damit aus. „Naturgemäß braucht man eine zugefrorene Fläche um diesen Sport ausüben zu können – der Weissensee ist einfach der perfekte Ort dafür“, bringt es Manfred Brandtner auf den Punkt. Der 75-jährige Wiener mit Kärntner Wurzeln, der seit seiner Pensionierung viel Zeit in seinem Haus am See verbringt, weiß, wovon er spricht. Er selbst wurde Mitte der 1970er-Jahre vom Eisstock-Fieber gepackt. Aber nicht nur das: Er ist einer der wenigen, der die seltene Kunst des Eisstock-Drechselns beherrscht.

Turnierstöcke werden heute maschinell aus Kunststoff gefertigt. Doch am Weissensee gelten andere Regeln. „Verwendet man beim Eisstockschießen am See einen Kunststoff-Stock, wird man mit Schimpf und Schande von der Bahn gejagt“, scherzt Manfred Brandtner, selbst Mitglied im Eisstock-Verein Weissensee. Bei den jährlichen Meisterschaften im Ort spielt niemand mit Turnierstöcken aus Kunststoff. Bei dem Turnier gibt es die ältesten und schönsten Holz-Eisstöcke zu bewundern.

Eisstock-Drechseln: eine Wissenschaft für sich

Eisstock-Drechseln Eine Wissenschaft für sich

Seinen ersten Eisstock aus Holz hat sich Manfred Brandtner 1975 am Weissensee anfertigen lassen. Als gelernter Tischler hat er sich das Eisstockdrechseln daraufhin selbst beigebracht, hat mittlerweile gut hundert Stück gefertigt und weiß heute so viel über die Herstellung von Eisstöcken wie kaum ein anderer. „Das richtige Holz ist das A und O“, erklärt der Hobby-Drechsler. „Ideal sind Harthölzer wie Birne, Ahorn, Esche, Nuss oder Kirsche. Das Holz muss bereits jahrelang trocken lagern, damit der fertige Stock dann seine Form nicht mehr ändert.“ Die Hölzer, die Manfred Brandtner für seine Eisstöcke verwendet, sind zum Teil zwanzig Jahre oder älter.

Doch nicht nur der Körper des Eisstockes ist eine Wissenschaft für sich – auch bei der Gestaltung des Griffes, der dann mit dem Körper verkeilt wird, gibt es viel zu bedenken. „Für den Griff gelten andere Gesetze“, erzählt Manfred Brandtner. „Hier verwende ich bevorzugt Haselnuss-Holz oder Esche. Der Griff muss perfekt in der Hand liegen – man muss die schießende Person vor Augen haben, um den idealen Griff zu drechseln.“

Eisstöcke von Manfred Brandtner: jedes Teil ein Unikat

Eisstöcke von Manfred Brandtner Jedes Teil ein Unikat

Die Eisstöcke von Manfred Brandtner erkennt man an einem Stern aus zwölf Dreiecken, der die Lauffläche des Eisstockes ziert. Was auf den ersten Blick wie eine gestalterische Spielerei wirkt, ist das Ergebnis jahrelanger Erfahrungswerte. „Durch die Mischung aus Längsholz und Hirnholz wird die Lebensdauer der Lauffläche enorm erhöht“, erzählt der Experte stolz von seiner Entdeckung. Vollendung findet der Eisstock letztendlich durch einen Eisenring, der dafür sorgt, dass der Stock einen guten Schlag hat. Ein Eisstock aus Holz wiegt rund fünf Kilo und hat bei guter Pflege und richtiger Lagerung eine Lebensdauer von mindestens hundert Jahren, ist der Eisstock-Drechsler vom Weissensee überzeugt.

Im Winter verwandelt sich der Kärntner Weissensee zur größten natürlichen Eisfläche Europas

Eisstockschießen am Weissensee Im Winter verwandelt sich der Kärntner Weissensee zur größten natürlichen Eisfläche Europas

„Servus Alpenpokal“
 
Weltmeisterschaft-Feeling am See: Im Rahmen des „Servus Alpenpokal“-Finalturniers wurde das beste österreichische Eisstockteam ermittelt. Dieses kämpfte in einem alles entscheidenden Länderkampf gegen ein Team aus Deutschland, Italien oder der Schweiz. Der Gesamtsieger erhielt den ersten „Servus Alpenpokal“. Außerdem kam es im Rahmen des Events zu einem Weltrekordversuch im Eisstock-Weitschießen. Seit mittlerweile 1989 wurde der Weltrekord von 566,53 Metern nicht eingestellt. Infos: www.weissensee.com