Spaziergänge durch Wiesen und Wälder, Küche mit natürlichen Zutaten, traditionelle Bräuche: Die Zeit um Ostern bedeutet auf dem Moserhof im Mölltal bewussten Verzicht genauso wie Genuss. Gerhild Hartweger über das Leben im Rhythmus der Natur
Im Frühling erwacht die Natur bei uns im Kärntner Mölltal zu neuem Leben, während die Berge weiter oben noch schneebedeckt sind. Dafür sorgen zuverlässig warme Luftströmungen aus dem Süden. Für mich ist das immer der Moment, wieder länger nach draußen zu gehen: Die Sonne gewinnt an Kraft. In der Luft liegt ein Duft nach frischer Erde. Märzenbecher und Buschwindröschen blühen. Der Löwenzahn beginnt auszutreiben.Von Spaziergängen durch Wiesen bringe ich seine zarten Blätter mit, die ich in der Küche als Salat zubereite. Junge Brennnesseln aus dem Wald verwende ich wie Spinat oder als Tee für eine Trinkkur. In dieser Jahreszeit braucht nämlich nicht nur das Zuhause einen Frühjahrsputz. Auch dem Körper tut eine entgiftende Reinigung von innen gut. Zum achtsamen Umgang mit ihm gehört für mich auch, auf Überflüssiges zu verzichten oder zumindest zu reduzieren: Alkohol, Kaffee, Süßes. Früher aß man bei uns außerdem in der traditionellen Fastenzeit ab Aschermittwoch kein Fleisch. Das versuche ich auch. Dass Weniger mehr ist, macht mir dieses Verhalten jedes Jahr aufs Neue klar: Ich fühle mich leichter, mein Kopf wird wacher, meine Sinne sind sensibler. Insgesamt empfinde ich diese Phase als Wohltat – auch wegen der Pausen, die ich mir bewusst zum Innehalten gönne.
Die Osterzeit selbst ist geprägt von Bräuchen, die unsere Gäste kennenlernen können. Jedes Tal hat seine eigene Tradition. Am Palmsonntag werden auf dem Moserhof Palmbuschen gebunden, bei einer Messe in der Kirche geweiht und danach in Haus, Hof und unsere kleine Kapelle gebracht, um uns in den kommenden zwölf Monaten zu schützen. Danach folgt in den nächsten Tagen das Färben der Eier: Sie stammen von unseren eigenen Hühnern. Nach dem Kochen legen wir sie in Sud mit Naturfarben: Spinat ergibt Grün, Zwiebeln Rot, Safran ein kräftiges Gelb. Am Karfreitag ist es Zeit, unseren großen Holzofen einzuheizen. In ihm backen wir nicht nur dunkles und Weiß-Brot. Sondern auch ein Kärntner Reinling aus Germteig, der mit einer Zucker-Zimt-Mischung und Rosinen bestreut wird. Zusammen mit saftigem Koch-Schinken und frisch geriebenem Kren kommt er in einen Korb. Mit ihm geht es am Karsamstag zur Fleischweihe in die Kirche. Anschließend werden alle Leckereien als Osterjause auf einem Büffet serviert. In der Dunkelheit lodert ein Osterfeuer aus einem hohen Haufen alter Zweige. Am Ostersonntag muss Bauern Heinz früh aufstehen. Schließlich wollen viele Osternester auf dem Landgut verteilt werden, die alle Kinder der Gäste gemeinsam suchen dürfen. Auch die Großen haben ihren Spaß am Ostermontag: Geschick und Zielgenauigkeit sind beim Eier-Pecken gefragt: Münzen müssen möglichst so auf ein Ei geworfen werden, dass sie in ihm stecken bleiben. Beim Eierrollen kullern sie durch eine Rille zwischen zwei langen Stöcken.