Im Königreich des Schnees – Season Opening am Stubaier Gletscher in Tirol

Weu Schifoan is‘ des Leiwandste, wos ma si nur vurstöll’n ko. Übersetzt: Skifahren ist das großartigste, was man sich nur vorstellen kann! Und das kombiniert mit Kaiserwetter und Neuschnee. Wirklich Leiwand! Heute bin ich als Skifahrerin sowie Tourengeherin gleichermaßen im größten Gletscherskigebiet Österreichs, dem Stubaier Gletscher, unterwegs. Uphill & Downhill am Limit – ein Bericht zum Ski-Saisonstart im November 2023.

In Tirol, im Bezirk Innsbruck-Land der Gemeinde Neustift im Stubaital befindet sich am lang gezogenen Talende ein eisgewordenes Juwel: Österreichs größtes Gletscherskigebiet. Zwischen Mai bis Oktober können Wintersportler im selbst ernannten „Königreich des Schnees“ ihrem Skisport frönen. Möglich macht das die Höhenlage des Gletschers, dessen höchster Punkt auf 3210 Metern liegt.

Bekannt ist das Skigebiet auch für seine zahlreichen Freeride-Varianten. 13 Freeride-Runs im freien Skiraum ermöglichen Abfahrten in unberührten Tiefschneehängen. GPS-Tracks, Off-Piste-Maps sowie LVS-Checks mit Lawinenhinweisen sorgen zusätzlich für Sicherheit im Gelände. Im Intersport-Shop kann notwendige Sicherheitsausrüstung geliehen werden! Am Restaurant Gamsgarten lässt ein 20 Meter hoher Eisturm zudem das Herz der Eiskletterer höher Schlagen. Sowohl Einsteiger als auch Geübte finden hier oben ideale Trainingsmöglichkeiten vor. Die Benutzung ist sogar kostenlos. Wer denkt, das Potenzial wäre nun ausgeschöpft, der irrt!

Routen für Winterwanderer gibt es ebenso wie eine zwei Kilometer lange Skating-Loipe und eine Rennstrecke für Weltcup-Stars. Im Sommer kann am Stubaier Gletscher geklettert, gewandert oder eine alpine Tour unternommen werden: z. B. aufs Zuckerhütl (3507 m). Das Gebiet des Stubaier Gletschers eignet sich hervorragend für das Erlernen von Hochtouren-Skills mit Bergführer. Natürlich dürfen die Freeskier und Slopestyler am Stubaier Gletscher nicht fehlen. Im Snowpark Stubai Zoo findet vom 22. bis 25.11.23 der FIS Freeski Worldcup statt. Hier misst sich die Elite auf höchstem Niveau. Der Park ist bis Anfang Dezember geöffnet.

Eine Sportart darf allerdings nicht vergessen werden, auch wenn sie hier am Gletscher eher nebensächlich ist: Skitourengehen. Da ich eine begeisterte und ambitionierte Tourengeherin bin, die ein Skigebiet häufig für Trainingszwecke nutzt, darf diese Art der Fortbewegung natürlich nicht fehlen. Für mich steht daher fest: Wenn ich über den Stubaier Gletscher schreibe, dann aus Sicht eines Skifahrers und eines Tourengehers gleichermaßen. Am frühen Morgen stehe ich an der Talstation Eisgratbahn. Geplant sind einige Höhenmeter im Aufstieg, bevor die bequeme Lift-Variante ausgiebig genutzt wird.

An der „Mittelstation Fernau“ (2300 m) angekommen, steige ich über die Piste „3 Gamsgarten“ zum Restaurant Gamsgarten auf. Dieser Abschnitt eignet sich perfekt zum Einlaufen, da er ausschließlich über blaue Pisten führt. Nach einer kurzen Pause gehts über die flache Piste „7 Daunferner“ und dem etwas steileren „Daunenhang“ hinauf zum Sessellift „Wildspitz“ auf 3212 Meter, dem Endpunkt der Skitour. Die Luft wird mit zunehmender Höhe immer dünner, das Atmen fällt schwerer und die Leistung stagniert merklich. Rund 900 Höhenmeter überwinde ich im Aufstieg. Das Gleiche mache ich fürs Ausdauertraining noch ein zweites Mal, bevor endlich der Skipass genutzt wird. Nach einer Brotzeitpause bin ich bereit für die Pisten-Downhills.

Tourengeher haben nur Spaß beim Rauflaufen? Weit gefehlt: Bei idealen Schneeverhältnissen, wie sie heute vorzufinden sind, ist die Abfahrt ein Genuss. Auch wenn meine Tourenski nicht annähernd so viel Druck auf die Kanten bringen wie die Carvingexperten des Alpin-Ski-Sektors, habe ich bereits nach der ersten Abfahrt ein Grinsen im Gesicht. Super Schnee, kein Eis, dafür perfekter Grip – auch für meine unscharfen Kanten. Die Downhill-Höhenmeter, welche man sich auf Skitour erst hart erarbeiten muss, kann ich nun mit Unterstützung des Lifts entspannt überwinden. Doch irgendwann geht auch diese spezielle Art der Anstrengung nicht spurlos an mir vorüber.

Das erste Ziehen in den Oberschenkeln macht sich nach weiteren Abfahrten bemerkbar. Das gibt Muskelkater. Die leichten Schmerzen sind wohl auch den vorangegangen Aufstiegshöhenmetern geschuldet. Wer also denkt, nur Uphills sind anstrengend, wird schnell eines Besseren belehrt. Die Müdigkeit ist leider nicht mehr aufzuhalten, somit werden an diesem Tag nicht so viele Pistenkilometer gesammelt wie geplant. Die Uhrzeit lässt ohnehin nicht viel Spielraum zu. Der Nachmittag neigt sich durch die Zeitumstellung schneller dem Ende zu, als mir lieb ist. Rqasch noch eine letzte und bereits schattige Abfahrt von der Bergstation hinab zur Mittelstation Fernau, bevor es die letzten Höhenmeter bequem ohne Steinkontakt abwärts zum Parkplatz der Talstation geht.

Fazit: Der Stubaier Gletscher bietet für so gut wie alle Wintersportarten eine schneesichere Spielwiese. Ungeduldige Skifans oder Leistungssportler profitieren von der Möglichkeit, vor dem eigentlichen Saisonbeginn in den Schnee starten zu können. Denn Mitte November ist der Winter in den niedrigeren Gefilden noch in weiter Ferne, das schmuddelige Übergangswetter beherrscht die Bergregionen und lässt uns von weißen, perfekt präperierten Pisten nur träumen. Umso schöner ist es, dem nassen Grau auf 3000 Meter Höhe gelegentlich entfliehen zu können.

Nachhaltige Anreise: Innsbrucker können bequem mit der Stubaier Buslinie 590 vom Bahnhof Ibk bis zum Gletscher fahren. Hin- und Rückfahrt kosten lediglich 8 Euro. Was für ein umweltfreundliches Schnäppchen!