Kammerlanders Grenzgänge – Mein Südtirol

Hans Kammerlander verrät, was seine Heimat für ihn ganz besonders macht

Wenn ich zu einem Klettertag ins Oberpustertal aufbreche, lege ich immer einen Stopp an der Tankstelle in Toblach ein. An die Zapfsäule zieht es mich nicht, aber zu Erna in die kleine Bar. Ihr Lachen ist ansteckend, der Espresso köstlich. So starte ich am liebsten in die Berge.

Wenn mir nach Ruhe ist, laufe ich direkt von meiner Haustür in Ahornach zu den „Lobisa Schupfn“. Dort oben habe ich in den Sommermonaten als Kind bei der Heuarbeit geholfen, und es kommen sofort Erinnerungen zurück. Ich genieße diese Momente ganz alleine und kann mich lange in kleinen Beobachtungen verlieren.

Meine liebste Wandertour ist die hinauf auf den Moosstock. Mit acht Jahren stand ich zum ersten Mal oben. Der Dreitausender ist ein Knochenberg, er erfordert Trittsicherheit und gute Kondition. Wer das nicht mitbringt, hat bald das Gefühl, auf einem Achttausender gelandet zu sein.

Skifahren bedeutet für mich seit jeher Freiheit. Am liebsten fahre ich die Sellaronda. Da geht es nicht nur links und rechts in engen Kurven einen Hang hinunter; mit jedem Aufstieg eröffnet sich dir ein Panorama, das zart und schroff zugleich sein kann.

Drei Zinnen, Langkofel, Rosengarten: Wer nach Südtirol kommt, muss die Dolomiten sehen. Für mich sind es die schönsten Berge der Welt.

Seit ich es etwas ruhiger angehe, habe ich heimische Kräuter für mich wiederentdeckt, etwa Brennnessel, die ich im Wald suche und dann für Tee trockne. Und bei kleinen Wunden schwöre ich auf selbst angesetztes Johanniskrautöl.

Auf Expedition und Touren gilt es, Gewicht zu sparen. Schüttelbrot habe ich trotzdem dabei. Von allen Südtiroler Spezialitäten könnte ich darauf am wenigsten verzichten.

Knödel schmecken nach Heimat. Am liebsten mag ich die von meiner Schwester Sabine – da kann kein Top-Restaurant mithalten.

Zeitung auf dem Tisch, ein Kaffee in der Hand und der Blick zum Peitlerkofel: Auf meiner Terrasse bin ich ganz bei mir. Mein Lieblingsort in meinem Zuhause.

Ich kann jedem nur empfehlen, ab und an die eigene Komfortzone zu verlassen. In meinem Fall ist es das Bett, das ich oft gegen ein Heubett auf dem Balkon eintausche. Die Luft, die Geräusche der Tiere, das Knistern aus dem nahen Wald: unbezahlbar.