In den östlichen Allgäuer Alpen war die Landsberger Hütte schon immer ein beliebtes Ziel für Wanderer, die sich von der Kombination See + Alm + Hütte + Berg anziehen ließen. Mit der Errichtung des Klettersteigs durch die Nordwand der Lachenspitze (und einiger Übungsklettersteige beim Einstieg) gesellen sich nun auch Klettersteigfans dazu. Der Name Lache hat zwar mehr mit Lacke als mit Lachen zu tun, trotzdem ist es schön, wenn bei guter Sicht das Gipfelkreuz bis zum Ausgangspunkt am Vilsalpsee hinunterlacht! Auf der Hüttenterrasse der Landsberger Hütte ist dann sowieso Showtime: Erste Reihe fußfrei können die Gäste die Ferratisti bei ihrem Durchstieg durch die Wand verfolgen. Eiger-Nordwand-Feeling im Kleinen!
Lachenspitze 2126 m // Nordwand-Klettersteig C-D
Zustieg
Am linken Seeufer entlang anfangs auf Asphalt, dann auf Schotterweg bis zur Unteren Traualpe mit der Talstation der Materialseilbahn der Landsberger Hütte. Dann ansteigend über eine freie Fläche und im Wald auf einen Boden. Nun rechts ausholend (nicht den Abkürzer nehmen) den Kessel ausgehen und steiler in Kehren zur Oberen Traualpe mit dem aufgestauten Traualpsee (Blick zur Landsberger Hütte und zur Lachenspitze). Die Almidylle (Kühe, Alpakas) genießend am See entlang und über die folgende, felsige Steilstufe (tw. Geländerseil) an die Geländekante und rechts zur Hütte, 1805 m. 1¾ Std. Mit Schild Richtung Klettersteig auf Steiglein durch einen Rasenboden, bald vom Wanderweg rechts ab (rote Punkte) und durch Geröll zum Einstieg am Wandfuß, 1850 m. Da es dort nicht steinschlagsicher ist, empfiehlt sich das Angurten schon vorher bei einem bezeichneten Felsblock. ¼ Std.
Radzufahrt von Tannheim zum Vilsalpsee erspart Mautgebühr. Lohnende Hüttenübernachtung in der schön gelegenen Landsberger Hütte: erlaubt Variante bei Zu- und Abstieg und zusätzliche Gipfelbesuche.
Übungsklettersteige
Direkt neben dem Einstieg befinden sich drei ganz kurze Routen, die vor Ort alle zu hart bewertet sind: D-Route ist D–E, C-Route ist D, B-Route ist C. Der Abstieg von allen drei Routen ist A–B.
Klettersteig
Wie bei manch anderem Klettersteig auch, beginnt’s gleich mit einem Testpiece (C–D): Bei kraftraubenden Zügen in steiler, abdrängender Wand zeigt sich, wer ökonomisch umhängen kann und wer nicht! Einem leichteren Intermezzo folgen eine löchrige Platte (C) und wieder eine steile Wand (C–D). Dann geht’s länger leicht weiter zu einer Schlucht, wo ein großer Klemmblock das Weiterkommen ermöglicht. Die nächste Schwierigkeit folgt hinter einem Geröllrücken, wo ein Steilaufschwung mit Einstiegs-Rissüberhang (Klammern) zu bewältigen ist (C–D). Dann hinüber zum mürben Gipfelgrat mit Stelle C–D zu Beginn und leichterem Ausstieg zum nahen Gipfelkreuz. 1½ Std.
Abstieg
Vom Gipfel auf einem mittelsteilen Steig (rote Punkte, tw. unangenehme Geröllauflage) zunächst nach Südwesten, dann flacher nach Westen unter einem Gratverlauf, zuletzt mit leichter Gegensteigung in einen Sattel, Wegweiser, Hüttenblick, 1955 m. Auf der Nordseite in einem großen Bogen um einen Karboden und zurück zur Landsberger Hütte. ¾ Std. Weiterer Abstieg wie Aufstieg, 1½ Std.
Errichtet: 2009
Erhalter: DAV-Sektion Landsberg
Talort/Info: Tannheim, 1097 m, Tel. +43/(0)5675/6220-0, info@tannheimertal.com, www.tannheimertal.com
Start/Ziel: Vilsalpsee, 1168 m, bei Tannheim.
Anreise mit dem Auto: aus dem Inntal B179 nach Reutte, B198 ins Lechtal nach Weißenbach und rechts B199 über den Gaichtpass, oder aus Bayern über Sonthofen oder Pfronten jeweils nach Tannheim und dort abzweigen zum Vilsalpsee. Zufahrt für Privat-PKW gestattet bis 10:00 und ab 17:00. Am See Parkplatz (Gebühr)
Anreise mit Bahn/Bus: Bahn nach Reutte, Bus nach Tannheim
Zeiten: Zustieg 2 Std., Klettersteig 1½ Std., Abstieg 2¼ Std.
Höhenunterschied: Zustieg 700 m, Klettersteig 270 m, Abstieg 20 m
Karten: AV Bayern BY 5. ÖK 50 Nr. 2214. f&b WK 352
Schwierigkeit/Charakter/Anforderungen: C–D. Die Route führt durch guten Steilfels mit interessanten Passagen, wobei Klammern und Bügel nur sparsam eingesetzt wurden. Dazwischen auch leichtere Abschnitte und zu guter Letzt ein ziemlich mürber Ausstiegsgrat. Beim Einstieg drei kurze, knackige Übungsklettersteige C, D, D–E mit gemeinsamem Abstieg A–B
Sicherungen: Stahlseil, wenige Klammern
Abbruchmöglichkeit auf dem Klettersteig: nein
Beste Jahreszeit: Juni–Oktober
Gestein: Kalk
Exposition: Nord
Ausrüstung: KS-Selbstsicherung, Helm, KS-Handschuhe
Schuhe: KS-Schuhe oder mittelfeste Bergschuhe
Jugendliche: ab 12
Aussicht: Bayerischer Voralpenblick, Tannheimer Berge, Wetterstein (Zugspitze), Allgäuer Alpensilhouette (Hochvogel), Lechtaler Alpen
Orientierung: einfach
Markierung: rot
Eignung für den Abstieg: ja
Einkehr: Gastronomie am Vilsalpsee. Obere Traualpe, 1649 m. Landsberger Hütte (DAV), 1805 m, Tel. +43/(0)5675/6282, bew. Pfingsten–Mitte Oktober
Csaba Szépfalusi
Klettersteig-Guide Österreich
Über 500 gesicherte Klettersteige – von ganz leicht bis ganz schwierig
728 Seiten, 570 farb. Abb., 162 Kartenausschnitte
und eine Übersichtskarte, 14,5 x 21 cm, Klappenbroschur
Tyrolia-Verlag, Innsbruck-Wien,
4., aktualisierte und erweitere Auflage 2016
ISBN 978-3-7022-2548-3
€ 32,95
Das Buch
Die Klettersteige werden übersichtlich mit zuverlässigen Routenbeschreibungen, allen notwendigen Informationen, Bildern und Karten präsentiert und mit einer einheitlichen Schwierigkeitsbewertung charakterisiert. Kompetente Tipps zu Technik und Taktik des Klettersteiggehens erleichtern auch Neulingen den Einstieg in diese faszinierende Spielart des Bergsports.
Der Autor
Csaba Szépfalusi, geb. 1961 in Wien, freier Alpinjournalist und Fotograf, Autor zahlreicher Bergbücher, darunter der Bestseller „Klettersteig-Guide Österreich“. Redakteur der Zeitschrift „Edelweiss aktuell“. Im Österreichischen Alpenverein im Ausbildungs-, Führungs- und Vortragsbereich tätig.