Marcialonga ist das längste klassische Skilanglaufrennen in Mitteleuropa und führt durch die beeindruckende Dolomitenlandschaft der Täler Val di Fiemme und Val di Fassa im Trentino. Das Rennen repräsentiert eine Geschichte über Sport und Tradition, welche seit über 50 Jahren besteht. Die 70 Kilometer lange Loipe zieht sich durch verschneite Wiesen und Wälder, vorbei an Bächen sowie durch einladende alte Dörfer.
Der diesjährige Sieg des 51. Marcialonga ging an den 30-jährigen Norweger Mathison Runar Skaug, welcher zugleich einen neuen Rekord auf die 70 Kilometer Distanz aufstellte. An der Spitze entschied er mit einer überragenden Zeit von 2:35:53 das Rennen für sich. Die letzten 20 Kilometer konnte er zu seinen Kontrahenten genug Abstand gewinnen, um sich trotz einer starken Verfolgungsjagd von Emil Persson (SWE, Platz 2) und Johan Hoel (NOR, Platz 3) mit sieben Sekunden Vorsprung den Sieg zu holen.
Auch die Frauen beeindruckten durch ein erstklassiges Rennen, welches die Norwegerin Emilie Fleten mit einer Zeit von 3:01:07 gewann. Auf Platz zwei schob sich Smedaas Magni, ebenfalls Team Norwegen (3:01:21), gefolgt von der Finnin Kati Roivas (3:01:44).
Marcialonga ist der berühmte Klassiker unter den Langdistanzrennen. Ein Langlaufevent, ein Mythos, den es auf 70 Kilometern zu bewältigen gilt. Das Wichtigste im Wettkampf ist unweigerlich die richtige Wahl der Ski. Nicht verwunderlich, dass Profiteams mit 20 bis 30 Paar Ski pro Athlet anreisen. Schliffe, Strukturen, Temperaturen, Wachse – jeder Ski hat seinen individuellen Einsatzbereich. Den richtigen zu finden ist wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Expertise, Erfahrung und nicht zuletzt etwas Glück tragen zur perfekten Wahl des Skis bei. Gefeit vor der falschen Entscheidung ist jedoch keiner. Sogar Profis beschweren sich im Anschluss ans Rennen oft genug über schlechtes Material. Abschließend kann man sagen, dass diese „Material-Wissenschaft“ zu Sieg oder Niederlage beiträgt, auch wenn der Athlet noch so gut trainiert ist.
Bei mir stellte sich lange diese eine wichtige Frage: mit welchem Ski ich am Marcialonga teilnehmen sollte. Mein Salomon Fellski kam aufgrund fehlender Gleiteigenschaften nicht infrage. Ein Skating-Ski oder Double-Pole-Ski auch nicht, da mir zu dieser Zeit die nötige Power in den Armen fehlte, die lange Strecke komplett zu schieben. Also musste ein Wachsski her! Wie gut, dass ich zu diesem Zeitpunkt schon im Langlaufteam XCS-Ammertal war, denn ich wurde umfänglich zu diesem Thema beraten. Ausgestattet mit vielen Tipps in Sachen Skiwahl wusste ich nun, in welche Richtung es gehen sollte. Da ich mit der Marke Fischer bisher nur beste Erfahrungen gemacht hatte, lag es nahe, in ihrem Race-Sortiment zu suchen und auch fündig zu werden. Das Timing war perfekt. Kurz vor dem Rennen bekam ich den Classic-Rennski „Speedmax 3D Classic Plus 902 Medium“ in der Länge 197, mit RACE-Code Gütesiegel für Top-Speed im Worldcup, zugeschickt.
In der Beschreibung hieß es weiter: „Brandneue Gliding Sidewall. Das Belagmaterial auf der Seitenwange reduziert die Reibung enorm und bietet einzigartige Gleiteigenschaften. Ideal bei nassen Verhältnissen und Klisterbedingungen“. Letzteres traf auf die bevorstehenden Verhältnisse beim Marcialonga zu. Wenn das keine Ansage war! Für die Kollegen im Team fiel die Wahl teilweise auf sogenannte Double-Pole-Ski, die speziell fürs Schieben im Wettkampf entwickelt wurden. 70 Kilometer durchschieben, erschien mir zu diesem Zeitpunkt ein Ding der Unmöglichkeit. Doch so abwegig war das Szenario nicht, wie sich später herausstellte. Bei einem reinen Schiebeski, aber auch beim Skater fällt das Thema der Steigzone natürlich komplett weg. Daher ist das Handling relativ unkompliziert. Umso aufwendiger gestaltet sich das Wachsen der Steigzone beim Classic-Wachsski.
Da sich mein Wissen auf das Grundwachs bei Skating-Ski beschränkte, gab ich aufgrund fehlender Steigzonen-Erfahrung meinen Ski in die Hände eines „Experten“ vor Ort. Beim Abholen versicherte mir der Tiroler Wachsservice, dass ich nun einen für die morgigen Verhältnisse perfekt gewachsten Ski hätte. In der Früh am Vortag testeten sie stundenlang die verschiedenen Wachstypen auf der Loipe, sodass ein Verhauer quasi unmöglich war. Doch wie sich im Rennen herausstellte, kann auch ein vermeintlicher Profi mit seiner Wahl daneben liegen. Im ersten langen Anstieg hinauf nach Canazei fehlte mir jeglicher Grip. Die Steigzone war sozusagen nicht existent. Es ist mir im Nachhinein ein Rätsel, wo ich die Kraft für die Schiebestrapazen aufbrachte, denn irgendwie kam ich durch.
Jedoch verlor ich im ersten Drittel enorm viel Zeit, da ich in den Anstiegen armtechnisch immer wieder Probleme bekam. Wo meine Beine im Diagonalschritt ab und zu einspringen sollten, konnte ich sie nicht nutzen, denn ich rutsche einfach durch! Also musste ich, so gut es ging, mit meiner Kraft haushalten, mich durchbeißen und schieben. Hilft ja nix! Als ich nach etlichen Höhenmetern, Kilometern und Schmerzen endlich am Wendepunkt in Canazei angekommen war, verpuffte mit einem Blick auf die Uhr mein Vorhaben, das Rennen in unter vier Stunden zu absolvieren. Doch ich blieb optimistisch, da es jetzt die größtenteils bergab gehen sollte und damit etwas Zeit gutzumachen war. Leider weit gefehlt. Der Klister, der einfach nicht heben wollte, stollte und bremste in der Abfahrt enorm. Wie ärgerlich!
Wozu hat man eine Steigzone, wenn sie nur hinderlich und nicht hilfreich ist? Ein flüssiges, schnelles Schieben bzw. Vorankommen war deshalb nicht möglich. Die letzten 30 Kilometer wurden durch die Tageserwärmung richtig zäh, denn der faule Schnee stoppte auch ohne falsches Wachs. Beides zusammen war wie ein Perserteppich unter dem Ski. „Todschieben“ wäre hierfür die richtige Beschreibung. Dazwischen sorgten einige kurze, aber steile Anstiege sowie Abfahrten für Abwechslung. Der Kunstschnee war durch die vorangegangen Läufer schon abgeschabt, weshalb auf Eisplatten abgefahren werden musste. Für mich als Race-Neuling eine schmerzhafte Erfahrung, denn Stürze blieben nicht aus. Ausweichen will gelernt sein und ist auf einer engen Eisspur kaum möglich. So erlebte ich den ein oder anderen Schreckmoment, wenn vor mir wieder jemand aus der Kurve flog.
Konditionell ging es mir seit Canazei nie wirklich schlecht. Auch wenn die Ski nicht liefen, hatten sich meine Arme einigermaßen an die Schieberei gewöhnt. Die Steigzone war durch den aggressiven Kunstschnee fast nicht mehr vorhanden, weshalb die Beine kaum bewegt wurden. Je weiter es im Tal bergab ging, desto wärmer wurde es. Die Loipe zog sich bald wie ein weißes Band durchs grüne Tal. Die Sehnsucht wuchs bei mir langsam aber sicher, bald am Schlussanstieg zu sein. Ein Lichtblick war für mich das Skilanglaufzentrum in Lago di Tesero, auf dessen Loipe wir am Vortag noch trainiert und getestet hatten. Jetzt war das Ziel nicht mehr allzu weit entfernt. Es musste nur noch eine längere Schleife bei Cascata gelaufen werden, bevor es in den Berganstieg zwei Kilometer vor dem Ziel ging.
Ich hatte alle Verpflegungsstationen links liegen gelassen, denn ich verpflegte mich mit Gels und Iso-Getränken selbst, was auf den 70 Kilometern und für mein erstes Rennen erstaunlich gut funktionierte. Auch ließ ich die Wachsstationen unbeachtet, denn ich wollte keine Zeit verlieren. Aber jetzt wurden sie wichtig! Auf dem Schild vor mir stand „3 Kilometer bis zum Finish“. Davor gab es noch zwei Wachsstationen. Um den Anstieg Skimo-Like im Diagonalschritt hinter mich bringen zu können und um die müden Arme zu schonen, brauchte ich Grip! Die italienischen Jungs am Wachsstand wussten, wie es geht. Schnell die Ski runter, zack Klister drauf. 30 Sekunden später ging es in den Anstieg hinein. Ich hoffte, dass die Steigzone nun heben würde und sie tat es! Endlich konnte ich meine Beinkraft nutzen.
Zu meiner Freude holte ich nach ca. hundert Metern meinen Teamkollegen Andi ein, der auch schon etwas zu kämpfen hatte. Zusammen versuchten wir uns noch mal zu pushen und alles aus uns rauszuholen. Ich „joggte“ längere Teile der Strecke, auch wenn das Lactat in mir brodelte. Schmerzen muss man in diesem Sport wegstecken können, sonst hat man auf den XCS-Rennen nichts zu suchen! Die Uhr an meinem Handgelenk verriet mir, dass die Quälerei gleich beendet sein würden. Noch ein Kilometer zu laufen. Die vielen Zuschauer motivierten mit ihren Rufen und lautem Glockengeläut ungemein. Sogar Teile des Teams, welche schon im Ziel waren, riefen meinen Namen am Streckenrand und sorgten für den nötigen Schluss-Kick. Es ging noch kurz durch eine enge Gasse, bevor die Zielgerade erreicht war. Mit ordentlich Motivation schob ich, was das Zeug hielt, um endlich über die Ziellinie zu gleiten. Geschafft!
Das Fazit zum 51. Marcialonga fällt trotz Wachspech positiv aus! Auch wenn das Rennen dadurch sehr zäh verlief, war die Erfahrung, die ich bei meinem ersten Classic-Race sammeln konnte, Gold wert: angefangen bei der Wahl der Ski und der nötigen Ausrüstung, der richtigen Verpflegung, dem Rennablauf am Morgen vor dem Start, wie man sich im Wettkampf verhält, mit tausenden Teilnehmern um einen rum. Die ganze Atmosphäre war besonders. Die vielen Menschen am Streckenrand, die einen motivierten, die Helfer an den Verpflegungsstationen/Wachsstationen, auch die Sportler im Rennen waren meistens rücksichtsvoll und fair. Geglänzt hat das Großevent vor allem durch seine perfekte Organisation. Tausende Menschen, die über drei Tage hinweg informiert, geleitet und verpflegt werden wollen. Egal ob bei der Ausgabe der Starnummern, am Renntag oder auf der Pasta-Party: ein großes Lob an die Veranstalter sowie an die zahlreichen Helfer, welche das Event ermöglichten! Da starten wir nächstes Jahr gerne wieder …
Ski-Classic Langlauf-Marathon Exposition // Alle Zeit: Zwischen 2,5 Stunden (Elite) und 7 Stunden Ort: Italien, Trentino/Dolomiten
Orientierung // Start in Moena, Soraga, Pozza, Pera, Mazzin, Fontenazzo, Canazei (Wendepunkt), Campestin, Mazzin, Pera, Pozza, Soraga, Moena, Forno, Predazzo, Ziano, Panchia, Lago di Tesero, Masi, Cascata, Castello-Molina, Cascata, Ziel: Cavalese
Ausrüstung // Ski, Stöcke, Rennanzug, Trinksystem, Gels, Startnummer
Datum // 28.01.2024, nächster Termin: 26.01.2025. Alle Infos unter www.marcialonga.it/marcialonga_ski
Anreise // Von Garmisch in drei Stunden über Mittenwald, Seefeld und den Zirler Berg nach Innsbruck. Auf der A13 über den Brenner Richtung Brixen. Ausfahrt Kardaun/Bozen/Val di Fassa nehmen. Über die Staatsstrasse nach Cavalese (Abholung Startnummer).
Unterkunft // Hotel Al Cervo in Tesero (7 Minuten von Cavalese und 19 Minuten vom Start in Moena entfernt), www.albergoalcervo.com
SKI-TIPP //
Fischer Speedmax 3D Classic Plus 902
-515g bei 197cm
Details:
• Maximale Gleiteigenschaft dank Gliding Sidewall
• Stark verbesserte Wachsaufnahme und Schleifbarkeit des Belages
• Einsatzbereich: universell bis nasse Verhältnisse
• Härte: Medium
• Kern: Air Core HM Carbon
• Belag: World Cup Plus
• Steighilfe: Wax
• Gliding Sidewall
• Cold Base Bonding
• Finish First
• DTG World Cup Plus/Coarse
• Prewaxed
• Precision Pairing System
• Computer Flex Control
• Fischer Carbon Fiber
Mehr Infos unter: www.fischersports.com/nordic