Dieses Jahr sollte es so weit sein und das vierzigste Jubiläum der Pfaffenwinkelradrundfahrt gefeiert werden. Doch Corona machte dem beliebten Radevent im Pfaffenwinkel einen Strich durch die Rechnung. Wegen zwei Jahren Zwangspause kommen wir heuer am 16. Juli 2023 daher auf die 38. Ausgabe.
Nichtsdestotrotz werden wieder an die 1200 Teilnehmer erwartet. Das heißt für die rund 100 HelferInnen: Voller Einsatz, damit das Event reibungslos läuft. Im Start/Zielbereich, an den Verpflegungsständen der Essensausgabe, Streckenposten, welche für die Ausschilderung verantwortlich sind … Wir freuen uns auf ein top Organisiertes Radevent im Pfaffenwinkel!
Überall wird tatkräftig von den Ehrenamtlern unterstützt. Hinter den Kulissen müssen allerdings ganz andere Aufgaben bewerkstelligt werden. Da geht es um die jährliche Genehmigung des Radevents durch das Landratsamt. Auch die Zusammenarbeit mit der Straßenverkehrsbehörde gehört dazu, die allerdings durch eine gewisse Routine sehr gut funktioniert. Gut, dass sich jedes Jahr aufs Neue vier Vereine diesen Kraftakt teilen: Radclub Peiting, Altenstadt, Skiclub Huglfing sowie der SC Söchering.
Damit wir Radfahrer diese wunderschön ausgesuchten Strecken befahren können, muss vorab viel Arbeit in die Planung gesteckt werden. Früher wurden die vier verschiedenen Strecken jedes Mal verändert, was allerdings zu einem großen Aufwand bei der Ausarbeitung führte. Inzwischen bietet die Pfaffenwinkelrundfahrt immer nur leicht veränderte Strecken an. Das bedeutet weniger Aufwand und es kann sich auf die landschaftlich schönsten Abschnitte konzentriert werden.
Da ich das erste Mal auf die längste Etappe mit 160 Kilometern starte, wird die Strecke ohnehin Neuland für mich sein. Doch keine Sorge, keiner muss sich diese Strapazen antun! Auf der Familienrunde mit 55 Kilometern können auch Kinder erste Rennrad-Luft schnuppern. Dazwischen steigt die sportliche Herausforderung von 80 Kilometer auf 130 Kilometer. Da ist für jeden etwas dabei!
Alle Strecken führen dabei, wie der Name der Rad-Veranstaltung verspricht, durch den sogenannten Pfaffenwinkel. Damit wird eine Region in Südbayern bezeichnet, die zwischen Lech und Loisach liegt. Wie die Bezeichnung „Pfaffe“ verrät, geht die Namensgebung auf den Pfarrer Franz-Sales-Gailler im Jahr 1756 zurück. In seiner Beschreibung führt er an, dass die Gegend „wegen des Kranzes an Klöstern rundum“ und der hohen Anzahl an Geistlichen im Volksmund als „Pfaffenwinkel“ bezeichnet wird.
Wir sind diesmal zu viert. Dabei sind mein Vater und meine Mutter, welche die Strecke III fahren wird, sowie Berthold, ein guter Freund der Familie. Respekt habe ich aufgrund der Länge der Tour. Denn auf die Langdistanz von 160 Kilometern kommen noch ca. 1750 Höhenmeter im Anstieg obendrauf. Die Kräfte müssen heute gut eingeteilt werden, um am Ende nicht zu sehr leiden zu müssen. Da kommt es uns zugute, dass wir an drei Verpflegungsstationen Energie in Form von Bananen, Riegeln, Brot und Isogetränken auftanken können.
Los gehts kurz vor 8 Uhr morgens in Peiting. Da wir im Regen in München losgefahren sind, hat sich unser Start nach hinten verschoben. Wir hoffen inständig, nicht allzu nass zu werden. Doch das Timing ist perfekt: Als wir in Peiting eintreffen, ist die Regenfront schon an uns vorbeigezogen. Allerdings sind die Straßen noch etwas nass, weshalb wir vorsichtig in den Kurven und Abfahrten sein müssen. Da es sich um kein Radrennen handelt, ist die Zeit für den Start für alle Teilnehmer zwischen 6:30 und 8 Uhr frei wählbar. Anders als bei einem Massenstart geht es hier entspannt los. Trotzdem wollen wir das Event als ambitionierte Trainingseinheit nutzen.
Wir folgen den Schildern, die uns Richtung Weilheim lotsen. Leider verfehlen wir gleich am Anfang die richtige Abzweigung. Ein Blick auf die Karte zeigt uns, dass wir zwei Kilometer zu weit gefahren sind. Also wieder zurück auf die richtige Route! Ab da läuft die Wegfindung reibungslos. Wir finden schnell eine Gruppe, mit der wir eine Zeit lang mitfahren. Windschatten ist am Anfang zum Einfahren sehr wohltuend. Am ersten recht langen Berg zerfällt die Gruppe allerdings recht schnell, da unterschiedliche Geschwindigkeiten gefahren werden. Jeder muss sein individuelles Tempo finden, um nicht zu früh zu überpacen. Die „Körner“ müssen schließlich noch lange halten!
In der Abfahrt können wir durchatmen. Wir verlassen den Oberoblander Wald und fahren über freie Wiesenflächen weiter nach Forst. Am idyllisch gelegenen Zellsee haben wir Zeit, die Landschaft zu genießen, bevor wir nach weiteren 10 Kilometern die Stadt Weilheim erreichen. Der Starnberger See ist von hier nur noch einen Katzensprung entfernt, doch diesen lassen wir links liegen. Für uns gehts weiter nach Eberfing.
Die Berge nehmen immer mehr Gestalt an, ihre Silhouette wächst stetig, desto näher wir dem Staffelsee kommen. Bis dahin sind es allerdings noch gut 20 Kilometer. Dazwischen fahren wir im wunderschönen Hügelland und erreichen auf dem Gipfel des Eckenbichel auf 678 Metern die höchste Erhebung dieser Etappe. Anschließend werden wir in Obersöchering an der ersten der drei Verpflegungsstationen mit leckeren Snacks für den nächsten, anstrengenden Teil der Route versorgt. Waren die kleinen Anstiege bis jetzt noch relativ entspannt zu fahren, werden sie nach dem Staffelsee immer länger und steiler.
Das Alpenvorland oder auch die Berge der Ammergauer Alpen sind für ihr stetiges Auf und Ab bekannt. Geschenkt wird uns auf den nächsten 50 Kilometern nichts. Als Dreiergruppe haben wir jedoch den Vorteil, uns auf flachen Abschnitten abwechselnd Windschatten zu spenden. Und sogar bergauf profitiert man je nach Windstärke von den Windbrechern vor einem. Natürlich ist die mentale Komponente ausschlaggebend für die Motivation. So ergibt sich immer wieder ein nettes Gespräch, welches kurzzeitig von den Strapazen ablenkt, oder man hört das ein oder andere aufbauende Wort, das einen über den nächsten Berg trägt.
Über Böbing, Wildsteig und Wies fahren wir stetig Richtung Füssen. Zwischen Ammerhaus und Rottenbuch gehts über die Ammer, vorbei an der Ammerschlucht an der Echelsbacher Brücke. Schön ist auch der kurze Abschnitt entlang des Ufers des Schwaigsees, in dem sich einige Schwimmer tummeln. Wie gerne würde ich jetzt hineinspringen! Doch Erfrischung in Form von kalten Getränken ist nah. Im nächsten Dorf Wildsteig wartet die zweite Verpflegungsstelle! Nach einer kurzen Brotzeitpause gehts gleich weiter.
Immer wenn man denkt, die Landschaft könnte nicht schöner sein, sie kann! Die Moore um die Wies sind mit der weltbekannten Wieskirche das Highlight dieser Rundfahrt! Kirchen-Fan Berthold sagt aufgeregt, dass wir gleich am UNESCO-Weltkulturerbe vorbeifahren. Ich bin schon sehr gespannt auf das Rokoko-Bauwerk, das als Meisterwerk der menschlichen Schöpferkraft angepriesen wird. Das herausragende, 1754 fertiggestellte Bauwerk ist das Hauptwerk der Brüder Johann Baptist und Dominikus Zimmermann. Es ist ein bewegendes Zeitzeugnis tiefen Glaubens.
Von der aussichtsreichen Anhöhe gehts im hügeligen Voralpenland in Richtung Bernbeuern, wo die letzte Verpflegungsstelle stationiert ist. Bis dorthin ist es ein weiter, anstregender Weg. Für das Auge jedoch ein Schmaus: Dieser Abschnitt ist zwar hart, dafür besonders schön zu fahren. Das kupierte Gelände ist von alten Bauernhöfen gesäumt. Kuhweiden, so weit das Auge reicht. Im Hintergrund lassen sich sämtliche Gipfel der Ammergauer Bergwelt erahnen. Herrlich!
Die kleinen Straßen werden selten befahren, so können wir diese herrliche Landschaft stressfrei ohne Verkehr genießen. An der dritten und letzten Verpflegungsstation gönnen wir uns ein paar leckere Snacks. Die Menge der Rennradfahrer hat sich seit der letzten Streckenteilung rapide verkleinert. Mit wenigen Gleichgesinnten füllen wir unsere Energiereserven auf. Von hier sind es nur noch 40 Kilometer bis nach Peiting. Frisch gestärkt gehts weiter. Endspurt!
Zwischen Frankau und Krottenhill überqueren wir die Bundesstraße. Ohne weitere Anstiege können wir auf der flachen Ebene nun deutlich Tempo machen. Beim Ortsschild Schongau atme ich erleichtert auf. Von hier sind es, wenn überhaupt zehn Kilometer ins Ziel. Wir fahren über den Lech und erreichen alsbald das Eventgelände der Pfaffenwinkelrundfahrt in Peiting. Wir überqueren die Ziellinie und stellen erstaunt fest: Obwohl unsere Strecke aufgrund von Baustellen auf 145 Kilometer verkürzt werden sollte, sind sich unsere Tachos einig, dass wir 160 Kilometer zurückgelegt haben. Was für eine Zahl! Das ist die Strecke München – Innsbruck.
Müde, aber glücklich steige ich etwas steif vom Rad. Unser Schnitt ist erstaunlich hoch, das wird morgen Muskelkater geben. Meine Mutter hat uns im Getümmel gefunden. Zusammen stoßen wir durstig auf diesen ausgefüllten Tag an. Danach gibts Bratwurst, Kartoffelsalat und Kuchen. Eine leckere Belohnung. Das Kaloriendefizit muss schließlich schnellstmöglich behoben werden! Auf der Rückfahrt lassen wir´s uns natürlich nicht nehmen, uns im Starnberger See zu erfrischen. Der perfekte Abschluss einer eindrucksvollen Radrundfahrt im schönen Pfaffenwinkel. Wir vier beschließen: Nächstes Jahr sind wir gerne wieder dabei!
Wir bedanken uns herzlich bei Uwe Flad, dem 1. Vorsitzenden der Radsportfreunde Pfaffenwinkel e.V. in Schongau, dass wir zusammen an der Pfaffenwinkelradrundfahrt teilnehmen durften!
Rennradtour Exposition // Alle 6-8 Stunden Radrundfahrt im Pfaffenwinkel
Distanz der Tour I // 160 Kilometer, 1750 Höhenmeter.
Tour II: 130 km / 1250 hm
Tour III: 85 km / 800 hm
Tour IV : 55 km / 450 hm
Duschen stehen vor Ort zur Verfügung!
Orientierung // Siehe Beschreibung der Touren auf komoot! https://www.komoot.de/user/2776827189005
Datum // 16. Juli 2023.
Anreise // Von München (1.15h) über die Garmischer Autobahn bis zur Ausfahrt Sindelsdorf. Von dort auf der Bundesstraße nach Peiting.
Parkplatz // Dreifachturnhalle des TSV Peiting an der Alfons-Peter-Str.10, 86971 Peiting.
Kosten je nach Tour // 15 – 30 Euro.
Ausrüstung // Rennrad, Schuhe, Helm, Trikot/Hose, Sonnenbrille, Trinkflasche.
TIPP // Gewinne als Team!
Die vier stärksten Gruppen erhalten Ehrenpreise. Die Gruppenpreise sind nur bei geschlossener Anmeldung und Bezahlung mit Streckenangabe möglich. Dabei kann sich die Gruppe auf alle vier angebotenen Strecken aufteilen. Es gilt: Mehr Kilometer, größere Gewinnchance, denn gewertet wird nach der Addition der gefahrenen Kilometer. Wenn das kein Ansporn ist, sich zusammen auf die Langdistanz anzumelden. 🙂