Chalet-Dörfer boomen, sind aber sehr unterschiedlich konzipiert. Gerhild Hartweger vom Landgut Moserhof erklärt, warum Individualität so wichtig ist und was ihre Gäste suchen
In den letzten Jahren sind immer mehr Chalet-Dörfer entstanden. Machen Ihnen diese Konkurrenz?
Nein, denn im Gegensatz zu anderen Chalet-Dörfern gehört zum Landgut Moserhof ein lebender Bauernhof. Er ist das Zentrum unserer Ferienanlage und bestimmt ihren Rhythmus rund ums Jahr. Wir kochen mit Produkten, die es gerade gibt. Unsere Tiere werden morgens und abends gefüttert, wenn sie das brauchen. Heu gemacht wird, wenn die richtige Zeit dafür ist. Alle Programmpunkte für Gäste ergeben sich daraus und werden nicht extra für sie aufgestellt. Wer will, kann gerne mithelfen, aber niemand muss.
Wie hat sich Ihr Chalet-Dorf entwickelt?
Auf unserem Hof, den die Familie meines Mannes seit 13 Generationen bewirtschaftet, wurden irgendwann Räumlichkeiten frei, weil im Gegensatz zu früher nicht mehr so viele Familienmitglieder zusammen dort wohnten. Ab 1952 gab es einfache Gästezimmer mit fließend Wasser und Bad auf dem Flur. Nachdem derÜbernahme des Hofes durch uns haben wir Ferienwohnungen ausgebaut und sie komfortabler eingerichtet für Urlaub auf unserem Bauernhof und Reiterhof. Damit hatten wir schon eine gute Qualität erreicht, als ein Großbrand 2004 alles zerstörte. Nach dem ersten Schock haben wir dieses Schicksal als Chance verstanden und unser Chalet-Dorf am Fluss gebaut. Der landwirtschaftliche Betrieb lief aber unverändert weiter, was die absolute Ausnahme ist. Eine zweite ist, dass unser Landgut familiengeführt ist. Bei anderen Anbietern sind meist Geschäftsführer zuständig, die kein persönlicher Bezug mit dem Chalet-Dorf verbindet. Sie haben auch eine andere Klientel, die meist einen Kurz-Urlaub machen möchte.
Warum sind Ihre Chalets bei den Gästen so beliebt?
Sie wollen einerseits viel Privatsphäre und Platz, anderseits Anschluss an uns als persönliche Gastgeber und unseren Bauernhof mit seinen vielen Tieren. Beim Abendessen setzen mein Mann und ich uns nach Möglichkeit an den Tischen dazu und führen interessante Gespräche. Darüberhinaus finden unsere Gäste die vielen Aktivitäten toll, die bei uns möglich sind – vom Angeln über Biken und Canyoning bis Skifahren und Wandern, all das inmitten von Natur pur. Ein USP für viele Gäste ist unser Reitstall. In fast jeder Familie gibt es jemanden, der aufs Pferd steigt und dabei von unserem geschulten Personal betreut wird. Am Anfang haben wir uns überlegt, was wir für welche Gäste anbieten möchten. Bei Müttern und Töchtern ist es das Reiten und Wellness, bei Vätern und Söhnen das Angeln oder Wildtierbeobachtung. Wir haben geschaut, dass für jeden etwas dabei ist.
Wer kommt bevorzugt wie lange zu Ihnen?
Viele Familien, die durchschnittlich 12,5 Tage lange bleiben, immer häufiger mit mehreren Generationen. Mit dabei sind nicht nur Kinder, sondern auch Jugendliche, die auf Outdoor-Aktivitäten Canyoning oder Rafting stehen. Jeder Gast kann dabei mit seiner Kärnten Card viel Geld sparen, weil über 100 Ausflugsmöglichkeiten gratis oder vergünstigt sind.
Seit 2016 bieten Sie auch noch ein Bergchalet Moseralm an, das allein auf 1.600 Meter liegt. Wer bucht sich dort oben ein?
Das sind meist Paare zwischen 50 und 65 Jahren, die oft Unternehmer sind und viel arbeiten. Im Urlaub suchen sie die absolute Ruhe, brauchen aber auch moderne Technik wie gutes WLAN, um in Verbindung zu ihren Unternehmen zu bleiben. Wir hören immer wieder, wie wohltuend sie die Atmosphäre oben auf der Alm empfinden, um einerseits wieder Kraft zu tanken, andererseits aber auch neue Ideen zu bekommen. Es gäbe noch zwei, drei andere Plätze für ähnliche Chalets, aber um die muss sich voraussichtlich die nächste Generation kümmern – unsere Tochter und unser Sohn.
Wie sehen Sie die Zukunft der Chalet-Dörfer?
In den letzten zehn Jahre sind sehr viele entstanden, bei denen es den Investoren vor allem um eine hohe Rendite geht. Oft sind sie ohne eine eigene Idee dahinter und mit Chalets dicht an dicht entstanden, um möglichst viele unterzubringen. Wenn sie in einem Skigebiet, an einem See oder in der Nähe einer größeren Stadt als Einzugsgebiet liegen, werden sie ihre Gäste finden. Bei den anderen werden einige meines Erachtens wieder in der Versenkung verschwinden. Immer mehr Gäste suchen nach einer individuellen Urlaubs-Unterkunft statt einer von der Stange – egal ob Privatpension, Boutique Hotel oder Bauernhof. Denn im normalen Leben stecken die Menschen schon in genug Schubladen.
Welche Pläne haben Sie selbst noch?
Unser Chalet-Dorf ist 14 Jahre alt. Da gibt es immer wieder etwas zu renovieren und zu verbessern wir die Hot Tubs oder der zweiten Wohnbereich in den großen Chalets, die wir vor Kurzem ergänzt haben. Außerdem hat Heinz noch vor, Betten aus „Holz mit Geschichte“ zu bauen. Abgesehen diesem Feintuning wollen wir aber nicht weiter expandieren, sondern uns selbst treu und familiär bleiben.