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Bericht zum 31. Rosenheimer Radmarathon – 2100 Höhenmeter und 140 Kilometer

Bericht zum 31. Rosenheimer Radmarathon - 2100 Höhenmeter und 140 Kilometer

© Fotos: Katrin Böckelen

So begeistert, wie wir nach dem Jubiläum des 30. Rosenheimer Radmarathons, lag es nahe, auch in diesem Jahr wieder an den Start dieses beliebten Sportevents zu gehen und unsere Fitness unter Beweis zu stellen. Wolkenloser Himmel, Sonne, sprichwörtlich Kaiserwetter … das war letztes Jahr. Die aktuelle Vorhersage lautet: unbeständig, nachmittags rasch aufziehende Gewitter. Für uns das Signal: Früh los, nicht lange bummeln, schnell sein! Um 8 Uhr morgens fuhren wir in Rosenheim über die Startlinie, Tour III in Angriff nehmend. Von den langen, zehn bis elf Prozent steilen Anstiegen wussten wir bis dato zum Glück noch nichts … Mit der richtigen „Quäl dich“ Einstellung bezwangen wir die Rampen und kamen erschöpft, aber glücklich ins Ziel. Entschädigt wurden wir auch diesmal durch eine grandiose Rennradtour, die landschaftlich sowie von der Streckenführung kaum zu überbieten war. Wir freuen uns aufs nächstes Jahr!

Was für eine Zahl! 2460 Teilnehmer starteten am Wochenende des 30 Juni 2024 auf insgesamt neun verschieden Touren des Rosenheimer Radmarathons. Darunter waren wieder sechs verschiedene Streckenlängen der beliebten Rubrik „Straßentour“, zwei verschiedene Graveltouren und eine Kindertour. Am härtesten ging es zweifelsfrei auf der Rennradtour VI zur Sache. Hier mussten die Masochisten unter den Radfahrern 265 Kilometer sowie knapp 5000 Höhenmeter bewältigen. Einige Starter nutzten diese Monstertour wohl als harte Vorbereitungstrainingstour für den prestigeträchtigen „Ötztaler Radmarathon“, welcher am Sonntag den 1. September ausgetragen wird. Doch keine falsche Bescheidenheit; stolz konnten nach dem „Finish“ am Ende alle Teilnehmer sein. Egal ob 1000 Höhenmeter, 2000, 3000 oder 4000. Beim „Rosenheimer“ steht definitiv der Spaß im Vordergrund, auch wenn einige Racer den Marathon als Form-Check sehen. Denn ausreichend Kondition war auf den harten, rampenartigen Anstiegen vorausgesetzt. „Keine Gnade für die Wade“!


Los geht es für uns um 8 Uhr morgens, nachdem wir im top organisierten Eventgelände des Start-/Zielbereiches unsere Startnummern abgeholt haben. Da wir letztes Jahr schon einmal auf die Tour III gestartet sind, hatten wir uns eine Steigerung zu Tour IV überlegt. Allerdings verbrachten wir bis dato für unsere Einschätzung zu wenig Zeit im Sattel, um für die 3000 Höhenmeter bestens vorbereitet zu sein. So gingen wir auch in diesem Jahr auf Nummer sicher und wählten für uns eine gut machbare Tour III. Kurze Bedenken, dass die gleiche Runde eventuell etwas „langweilig“ werden könnte, wurden durch eine wetterbedingte Streckenänderung zerstreut. Starkregen Ende Mai bereiteten dem Organisationsteam lange Kopfzerbrechen. Das Mühltal, ein Teil der Routen III bis VI, ist seitdem und darüber hinaus noch für längere Zeit gesperrt. Somit musste das Orga-Team die drei Touren etwas umplanen. Auch bei den Graveltouren gab es Probleme, die mehrere Umplanungen bis kurz vor der Veranstaltung nötig machten. Auch wenn es bestimmt nicht leicht war, schöne Ersatzstrecken zu finden, waren wir über die Streckenänderung sehr happy. Ein riesiges Lob an dieser Stelle für diese landschaftlich beeindruckende Runde!

Schon auf der Fahrt nach Rosenheim sahen wir von der Autobahn aus zahlreiche Rennradgruppen, die sich bereits am Irschenberg befanden und um einiges früher vor uns gestartet sein mussten. Das waren die ganz Harten der Touren V bis VI, für die ein Start zwischen 5 und 7 Uhr vorgesehen war. Etwas stressfreier war zum Glück unsere Startzeit zwischen 8 und 9 Uhr. Ein Blick in den Himmel ließ wohl einige Radfahrer den Start vorziehen, denn schon früh morgens sah es gewittrig aus. Die Regenjacke war heute obligatorisch in der Trikottasche verstaut. Trocken ins Ziel zu kommen war am heutigen, recht unbeständigen Tag wahrscheinlich unmöglich. Doch meine Gedanken beschäftigten sich glücklicherweise nicht dem Wetter, sondern mit der Strecke. Oder vielmehr galt es zuerst, den richtigen „harmonischen“ Tritt zu finden, um sich bestmöglich im Flachen einzufahren. Zu zweit ist das mit dem Windschatten so eine Sache. Mein Papa ist ein hervorragender Windbrecher. Bei mir sieht das eher anders aus. Mann 1,92 Meter versucht sich hinter Frau 1,72 Meter in den Windschatten zu hängen. Wohl ein frustrierendes Unterfangen …


Somit heißt unser Auftrag, die Kräfte zu schonen und eine passende Gruppe zu finden, die uns sprichwörtlich mitzieht. Bei so vielen Startern wohl nicht allzu schwer, da sich immer wieder potenzielle (männliche) Gruppen nähern, um uns dann mit einem Affenzahn zu überholen. Wie so oft in einer männerdominierten Sportart sind auch hier kaum weibliche Wesen anwesend. Wir versuchen immer wieder beim Überholvorgang an einer Gruppe dranzubleiben, doch das kostet mir zu viele Körner. Mit solch einer Tempoverschärfung kann ich auf keinen Fall den langen Tag durchstehen. Also bleiben wir auf der ersten Flachetappe bis nach Brannenburg lieber zu zweit und versuchen uns entspannt einzufahren. Hier haben wir genug Zeit, um die Annäherung an die Berge zu genießen. Vor allem die Morgenstimmung ist heute durch den gewittrigen Touch besonders. Das Licht fällt dramatisch durch die aufbrechende Wolkendecke, als würde ein Heiliger zu uns hinabsteigen. Sehr episch! Kurz danach fahren wir von der Landstraße ab, an der Zahnradbahn des Wendelsteins vorbei, um anschließend die Auffahrt zum „Sudelfeld“ in Angriff zu nehmen. Auf den ersten zwei Kilometern des Anstieges heißt es Zähne zusammenbeißen, denn die 18 Prozent steile Rampe hat es in sich.

Für einen Radmarathon-Teilnehmer vor mir geht der Tag leider schon früh zu Ende. An der Tunneleinfahrt stehen zur Verkehrsregelung Sicherheitsleute, damit im Nadelöhr der Straßenverengung kein Chaos ausbricht, denn Autos wollen natürlich trotz Radmarathon die Tunneldurchfahrt passieren. Allerdings ist es nicht einfach, bei einer 18-Prozent-Steigung vom Rad zu steigen bzw. wieder aufzusteigen. Der Rennradfahrer vor mir fällt durch das plötzliche Stopp-Signal zur Seite um, stürzt vom Rad und das Rad kracht auf die Straße. Dabei wird wohl der Schaltkäfig beschädigt. Anhand der lauten Vorwürfe des lädierten Mannes kann ich aus der Entfernung miterleben, wie ärgerlich der Vorfall ist. Für ihn ist laut seinen Worten „der Tag dank der idiotischen Regelung beendet“. Der Ärmste! Für uns geht es schnaufend weiter. Jedoch ertappe ich mich gegen Ende der Tour dabei, als die 11 Prozent steilen Anstiege nicht enden wollen, dass mir meine Gedanken sagen, wie gut es dieser Pechvogel hatte, das hier nicht erleben zu müssen. Doch diese mentalen Berg- und Talfahrten im Kopf sind im Rennen normal und gehören definitiv zur „Leid-Bewältigung“ dazu. Nach jedem Berg kommt auch wieder eine Abfahrt.


Das schöne an langen Auffahrten ist das Gespräch mit (Leidens)Genossen. Immer wieder ergeben sich bei einem Radmarathon kurze Pläusche. Dabei geht es, glaube ich, nicht primär um den Inhalt, sondern eher um die Funktion, da Worte (vom Teer) ablenken und neue mentale Kraft schenken. Der stumpfe Tunnelblick wird somit temporär unterbrochen, was zwischendurch auf jeden Fall guttut. Zwei junge Männer strampelten schon eine längere Zeit hinter mir her, was in diesem Fall sehr angenehm ist, da sie sich über alles Mögliche unterhalten. Die perfekte Ablenkung, während stoisch weitergetreten wird. Kurz wechseln wir ein paar Worte, bis sie an mir vorbeiziehen. Schade, denn jetzt höre ich nur noch das Surren der Kette. Die Straße und ich sind wieder vereint. Wieso ich hier meinen Papa nicht erwähne? Beim Sport redet er so gut wie nichts. Das ist manchmal sehr angenehm, kann aber auch, wie in diesem Fall, zäh sein. Doch gejammert wird nicht! Nach 10 Kilometern und ca. 400 Höhenmetern erreichen wir die „Tatzelwurm-Wasserfälle“ und dürfen uns auf eine lange Abfahrt hinunter nach „Niederaudorf“ freuen! Die Fahrer der Touren VI bis VI müssen noch ein gutes Stück weiter hinauf zum Sudelfeldpass (1.123 m) fahren, bis es dann auch für sie in hinab ins Tal, nach „Bayrischzell“ geht.

Die mautfreie Straße nach Niederaudorf ist landschaftlich ein Augenschmaus. Da sie kaum befahren ist, kann man die Bergwelt in vollen Zügen genießen. Vorbei an blühenden Almwiesen geht es dem Tal rasant näher. Auch hier ist die Straße zwischenzeitlich sehr steil. Bis wir unten ankommen, haben wir allerdings noch etwas Zeit, unseren Blick schweifen zu lassen. Wir erkennen aus einiger Entfernung den Inn, den wir später noch überqueren werden. Neben uns reihen sich einige Gipfel des Mangfallgebirges auf, mit dem „Wendelstein“, dem höchsten des Wendelsteinmassivs mit einer Höhe von 1.838 Metern. Auf seinem Haupt befindet sich, anders als es vermuten lässt, kein Gipfelkreuz, sondern die Wetterstation sowie die Sternwarte und der rot-weiße Sendemast des Bayerischen Rundfunks. Dort gibt es schlichtweg keinen Platz mehr für ein Kreuz. Zudem befindet sich 100 Meter unterhalb des Gipfels die Bergstation der Zahnradbahn, die nach Brannenburg führt und die Gondel, mit der man gemütlich hinab in Tal nach Bayrischzell schwebt. Trotz der Verbautheit des Gipfels lohnt sich der Aufstieg über seine vielen abwechslungsreichen Wanderwege!


In „Niederndorf“ wartet zu meiner Freude die erste Verpflegungsstation auf dem Firmengelände von „Red Bull/Bora Hansgrohe“, die stolze Sponsoren des deutschen Profi-Rennradteams der Tour de France sind … Mit vollen Backen kauend stehen die hungrigen und durstigen Teilnehmer um den Verpflegungsstand herum. Ich warte eine Lücke ab, bis ich mich selbst am leckeren Buffet bedienen darf: Obst, Gemüse, belegte Semmeln (auch vegan), verschiedene Kuchen, Suppe, Kekse und natürlich Gels und Riegel von Xenofit stehen den Sportlern zur freien Verfügung, um die leeren Speicher wieder zu füllen. Zur Erfrischung gibt es Erdinger Alkoholfrei (neben Corratec, Ivo, Weko und Radlherz einer der Hauptsponsoren), Isogetränke, Cola und natürlich Wasser aus der Leitung. Um das reichhaltige Buffet perfekt abzurunden, spielt zur musikalischen Unterhaltung eine Bayerische Blasmusik-Band aus Rosenheim. Was für eine coole Atmosphäre! Unter den schattenspendenden Sonnenschirmen können wir uns von den vergangenen Strapazen etwas erholen, mit dem Wissen, dass noch gut zwei Drittel der steilen Berge vor uns liegen.

Also lieber mehrmals zulangen, um die Muskeln bestmöglich zu stärken! Zu lange fällt unsere Zeit an der Verpflegung nicht aus, denn Pausen müssen oft mit schweren Beinen gebüßt werden. Somit gehts mit vollem Magen aufs Rad und rauf auf den Berg! Wir fahren um die Verpflegung herum am Inn entlang, bis wir den österreichischen Ort Tafang in Ebbs bei Kufstein erreichen. Schon im Ort beginnt der lange Anstieg, der längste unsere Tour. Es wird sofort richtig steil. 10 Prozent Steigung! Ein angestrengter Blick auf den Tacho verrät selbst nach 10 Minuten: An der Zahl ändert sich erst mal nichts. Die Pause steckt mir leider in Form von müden Beinen in den Knochen, dazu der volle Magen, der den Anstieg nicht gerade erleichtert. Gut sieben Kilometer müssen wir die steile Rampe hochklettern, bis wir das Dorf „Durchholzen“ erreichen. Abgelenkt wird man glücklicherweise durch die schöne Bergkulisse. Der Gebirgszug Zahmer Kaiser befindet sich direkt neben uns. Nicht weit davon entfernt ragen die majestätischen Steintürme seines großen Bruders, dem Wilden Kaiser in den Himmel. An einer Abzweigung gehts zum idyllischen Tiroler Walchsee, doch wir biegen links Richtung Praschberg ab.


Dazwischen liegt eine landschaftlich herrliche Hochebene, die uns über saftig grüne Bergwiesen sowie durch bäuerliche Weiler und vorbei am Ort Gränzing führt. Die kleine Straße ist gerade mal breit genug für ein Auto. Wunderbar mit dem Rennrad zu fahren. Doch das plötzliche Aufjaulen eines Motors lässt mich erschreckt umschauen. Knapp hinter mir möchte ein breiter Milchlaster überholen. Verrückt, denn die Straße ist sehr schmal und es gibt kaum Ausweichmöglichkeiten. Mein Papa bekommt davon nichts mit, da er sich ein gutes Stück weiter vorne befindet. Durch das viele Fotografieren muss ich immer wieder die entstandenen Lücken zufahren. Das kostet natürlich viel Kraft. Gestresst vom dicht auffahrenden Laster rolle ich noch ein kurzes Stück weiter, bis es mir zu gefährlich wird und ich den Kamikaze-Bauer an einer Einbuchtung vorbeifahren lasse. Der hat Nerven! Hier sind schließlich noch mehr Radler auf der Straße unterwegs, aber das kümmert ihn nicht weiter, denn er rauscht mit erhöhter Geschwindigkeit die Straße entlang. Nach lautem Rufen merkt mein Papa, dass ich ein gutes Stück hinter ihm bin und wartet auf mich. Kurz verschnaufen, weiter gehts!

Der Vorfall mit dem Milchbauer war zum Glück der einzige. Ansonsten hat uns auf der langen Bergstrecke kein einziges Auto überholt. Kein Wunder, denn die Gegend ist sehr einsam, mit nur wenigen, urigen Bauernhöfen bestückt. Sehr idyllisch. Nach einem kurzen Flachstück kündigt sich der nächste Berg an. Papas Radcomputer spuckt uns sogleich die Vorschau aus. Dort steht nichts Gutes: 10 Prozent und das konstant. Gibts hier keine normalen Berge? Eindeutig Nein. Hilft nix, da müssen wir drüber! Mein Magen knurrt. Naiverweise habe ich an der Verpflegung nur eine Banane mitgenommen. Durch eine mangelhafte Streckenstudie vor Beginn des Rennens hatte ich nicht mit so einem langen, steilen Anstieg gerechnet. Gut, dass ich den Papa dabei habe! Er versorgt mich mit Gels, sodass ich dem Mann mit dem Hammer knapp entfliehen kann. An einer Kuppe am Praschberg (995 m), kurz bevor es endlich bergab geht, ist das Panorama beeindruckend! Mit diesem Weitblick hätte ich nicht gerechnet. Das entschädigt für vieles und ich kann sogar wieder lächeln …


Auf dem Tacho hat sich zahlentechnisch auch was getan: Es sind nun schon knapp 1800 Höhenmeter! Durch den langen Berg hat sich einiges angehäuft. Die verbleibenden Höhenmeter werden wir am Samerberg sammeln, auf dem Weg hinauf zum bekannten Duftbräu. Doch bevor es so weit ist, genießen wir die Abfahrt, die sehr steil, wenn nicht sogar steiler als unsere Auffahrt von Süden ist. Da haben unsere Bremsen was zu tun. Der Fahrtwind trocknet den Schweiß und lässt die Muskeln kurzzeitig entspannend. Durch die baldige Ankunft an der zweiten Verpflegung, die wieder dieselbe im Bora-Gelände ist, hellt sich meine Laune merklich auf. Auch mein Papa und die netten Rennrad-Kollegen an unserer Seite freuen sich auf eine reichhaltige Stärkung. Die lange Extrarunde hatte es wirklich in sich! Ausgehungert wie Hyänen fallen wir über das Buffet her. Eine innere Stimme mahnt mich dabei, es nicht zu übertreiben. Schließlich lässt es sich schlecht mit vollem Magen treten.

Ein Mann neben mir ruft seinem Kumpel zu, er soll noch etwas Platz für die leckeren Nudeln an Verpflegungsstation 3 lassen. Der grinst allerdings nur mit vollen Backen zurück und nimmt noch einen Bissen vom Kuchen. Gesättigt steigen wir wieder auf unsere Sättel. Auf dem nächsten Abschnitt von hier bis nach „Nußdorf am Inn“ lässt sichs im Flachen perfekt verdauen. Ca.15 Kilometer gehts über den Ort „Schwaigen“ immer am Wasser entlang. Mental sollte man sich bereits auf die letzten 400 Höhenmeter eingestellt haben! Über „Nußdorf“ und „Schilding“ führt eine kleine, kaum befahrene Straße hinauf zum bekannten Berggasthof „Duftbräu“. Geschenkt wird uns auch dieser Anstieg nicht, denn der Tacho steigt mal wieder über die 10- Prozent-Marke. Ich habe es nun akzeptiert, es gibt hier in der Gegend keine flacheren Berge. Auch wenn die letzten Höhenmeter richtig wehtun, weiß ich, dass es bald geschafft ist! Der Himmel hat sich kurzzeitig aufgelockert, die Sonnenstrahlen treffen auf unsere erhitzen Körper und pressen auch noch den letzten Tropfen Flüssigkeit aus uns heraus. Oben am Duftbräu angekommen, steige ich kurz vom Rad und genehmige mir die letzten Schluck Wasser.


Mein Papa klopft mir anerkennend auf die Schulter: „Super gemacht, das war der letzte Anstieg für heute. Jetzt sind wir bald in „Frasdorf“, wo die leckeren Nudeln auf uns warten!“ Wir schwingen uns motiviert auf die Räder, die letzten 40 Kilometer des heutigen Tages in Angriff nehmend. Von hier rollen wir mehr oder weniger 15 Kilometer hinunter nach Frasdorf. Zuerst  rasant den Samerberg hinunter nach „Grainbach“. Der Wind frischt plötzlich ordentlich auf, sodass wir doch noch etwas gefordert werden, bevor wir die dritte und letzte Verpflegungsstation des heutigen Tages erreichen. Wir fahren auf das Gelände der „Richter Spielgeräte GmbH“, welches einem Holzwerk ähnelt. Seit über 50 Jahren stellt die Firma „Richter“ Spielplätze und Spielgeräte aus Holz her. Auch National: Auf allen Kontinenten und in insgesamt über 40 Ländern ist die Firma „Richter Spielgeräte GmbH „mit ihren ganz besonderen Spielplätzen aus Holz vertreten. Sehr hilfsbereit, dass sie dem Radmarathon ihr Gelände zur Verfügung stellen. Mit großem Hunger stellen wir uns in die lange Schlange für die angepriesenen Nudeln. Die Veranstalter lassen auch hier keine Wünsche offen.

Ein Mann neben mir ruft seinem Kumpel zu, er soll noch etwas Platz für die leckeren Nudeln an Verpflegungsstation 3 lassen. Der grinst allerdings nur mit vollen Backen zurück und nimmt noch einen Bissen vom Kuchen. Gesättigt steigen wir wieder auf unsere Sättel. Auf dem nächsten Abschnitt von hier bis nach Nußdorf am Inn lässt es sich im Flachen perfekt verdauen. Circa 15 Kilometer gehts über den Ort Schwaigen immer am Wasser entlang. Mental sollte man sich bereits auf die letzten 400 Höhenmeter eingestellt haben! Über Nußdorf und Schilding führt eine kleine, kaum befahrene Straße hinauf zum bekannten Berggasthof Duftbräu. Geschenkt wird uns auch dieser Anstieg nicht, denn der Tacho steigt mal wieder über die 10-Prozent-Marke. Ich habe es nun akzeptiert, es gibt hier in der Gegend keine flacheren Berge. Auch wenn die letzten Höhenmeter richtig wehtun, weiß ich, dass es bald geschafft ist! Der Himmel hat sich kurzzeitig aufgelockert, die Sonnenstrahlen treffen auf unsere erhitzen Körper und pressen auch noch den letzten Tropfen Flüssigkeit aus uns heraus. Oben am Duftbräu angekommen, steige ich kurz vom Rad und genehmige mir die letzten Schluck Wasser.


Wir steigen ein letztes Mal auf unsere Sättel und fahren bis Thalmann an der Rohrdorfer Achen entlang. Es geht stetig mit leichtem Gefälle bergab. Ich bin froh, dass es so flott dahingeht, denn auf mir landen bereits ein paar Tropfen. Na, hoffentlich hält das Wetter jetzt noch die letzten 45 Minuten! Mit ordentlich Speed rauschen wir nach Altenmark am Inn. Von dort gehts am Fluss an Raubling vorbei, bis wir nach einer Brückenüberquerung das Ziel bereits riechen können! Auf den letzten zwei Kilometern fahren wir auf der Straße, der wir am frühen Morgen in die entgegengesetzte Richtung nach Brannenburg gefolgt sind. Nach einem geraden Stück biegt die breite Straße in das Eventgelände vom Einrichtungsgeschäft Weko ein. Viele Zuschauer stehen aufgereiht neben dem Ziel. Sie rufen und pfeifen uns beglückwünschend zu. Was für ein schönes Gefühl, nach diesem langen, anstrengenden Tag so herzlich empfangen zu werden! Mein Papa fährt dicht neben mir, legt einen Arm um meiner Schulter. Der Fotograf fängt unsere gemeinsame Zieleinfahrt ein. Wir grinsen müde, aber glücklich in die Linse. Geschafft!

Ich bin stolz, die anspruchsvolle Strecke ein zweites Mal mit meinem Papa zusammen bewältigt zu haben. Wir haben uns gemeinsam durchgekämpft, mit dem Ziel, es zusammen zu schaffen und den Tag so gut es geht zu genießen, ohne den Anspruch, eine Bestzeit zu fahren. Das haben wir erreicht. Hut ab Papa, mit 65 Jahren so eine Leistung zu bringen! Ich muss zugeben, dass ich oft beißen musste, um am Hinterrad von ihm zu bleiben. Er ist eine sportliche Maschine. Im Zielbereich fallen wir uns feierlich in die Arme. Es gibt erfreulicherweise „Bier for free“, so können wir auf uns und den wunderbaren Radtag anstoßen. An dieser Stelle möchte ich mich auch bei den Veranstaltern des Rosenheimer Radmarathons für die Teilnahme und das perfekt organisierte Event bedanken. Ebenso geht ein großes Dankeschön an die Helfer der Verpflegungsstationen sowie an die Helfer im Start/Zielgelände. Inklusive Vor- und Nachbereitung waren circa 200 freiwillige Helfer am Rosenheimer Radmarathon mit vollem Einsatz beteiligt, ohne die das Event nicht stattgefunden hätte. Respekt an die beiden Veranstalter, dem Radsportverein Rosenheim e. V. und dem Ski Club Aising Pang e. V., wieder so ein tolles Radevent auf die Beine gestellt zu haben! Wir freuen uns auf nächstes Jahr …

GUT ZU WISSEN

 Radmarathon – Tour III Exposition // Alle  2100 Höhenmeter, 140 Kilometer  Schwere Rennradtour

Land // Bayern, Tirol

Orientierung // Vom Eventgelände in Schönau zunächst flach nach Bad Feilnbach. Weiter nach Altenburg, wo es über die 18 Prozent steile Rampe hinauf zum Tatzelwurm geht. Hier trennen sich die Touren. Tour vier bis sechs fahren weiter zum Sudelfeld Pass. Für uns gehts hinunter nach Niederndorf (Verpflegung I). Kurz am Inn entlang, bevor der nächste, sehr lange Anstieg kommt. In Tafang startet der lange, steile Berg, vorbei an Feldberg, Oberbuchberg, Durchholzen, Pötting, Gränzing und Praschberg, bis es in die lange Abfahrt hinunter nach Niederndorf zur Verpflegung II geht (dieselbe). Anschließend immer gerade am Inn entlang. Wir fahren durch Schwaigen, Ramsau, Schilding und fahren die letzten Höhenmeter an diesem Tag hinauf zum bekannten Duftbräu. Lange Abfahrt über Oberstuff und Grainbach, zur Verpflegung III. Die letzten 20 Kilometer flach dahin, am Ende durch Raubling, bis wir das Eventgelände in Schönau erreichen.

Anreise // Von München kommend in etwa einer Stunde über die A8/Salzburg bis nach Rosenheim. Ausfahrt Bad Aibling nehmen und in wenigen Minuten nach Raubling zum Eventgelände.
Parkplatz // Möbelhaus WEKO-Wohnen im Rosenheimer Süden (Am Gittersbach 1, 83026 Rosenheim). Dort stehen Parkplätze in großer Stückzahl zur Verfügung. Diese werden für über die Hälfte der Teilnehmer ausreichen. Weitere Parkplätze stehen im Gewerbegebiet Am Oberfeld (Entfernung 500 m) zur Verfügung. Dort dürfen die Außenparkplätze von Sanitär Heinze und von der Dekra genutzt werden. Außerdem gibt es einige Parkplätze am Straßenrand. Bitte ordentlich parken und niemanden behindern.
Kosten // –

Ausrüstung //  Rad, Helm, Trikot/Hose, Radschuhe, Schlauch, Pumpe, Werkzeug, rotes Blinklicht, eigene Verpflegung für zwischendurch. Ausreichend Kondition!
Datum // 30.06.2024

TIPP// Schnell sein beim Anmelden! Sobald die Anmeldeplattform für den 32. Rosenheimer Radmarathon freigeschalten ist, sollten Rennradliebhaber nicht zu lange warten. Das hervorragend organisierte Event ist nach kurzer Zeit ausgebucht. Vor allem die kürzeren Touren erfreuen sich reger Beliebtheit. Auf sechs wählbaren Rennradtouren (Tour I bis VI) gehts im bergigen Voralpenland auf abwechslungsreichen Strecken durchs Chiemgau und Teilen Tirols. Doch auch die Kleinen kommen auf der geführten Kindertour (20 Kilometer) auf ihre Kosten. Wer es lieber etwas ruppiger mag, kann sich auf zwei wählbaren Graveltouren austoben.

Mehr Infos: www.rosenheimer-radmarathon.de