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Walser-Charme – Skitour zum Büelenhorn

Ungestörter Pulvertraum: Der frisch eingeschneite Nordhang verspricht eine Traumabfahrt wie aus dem Bilderbuch.

Ungestörter Pulvertraum: Der frisch eingeschneite Nordhang verspricht eine Traumabfahrt wie aus dem Bilderbuch. © Fotos: Franz Thomas Balmer

Durch Einwanderer aus dem Wallis formte sich in den Tälern rund um Davos und Klosters einst ein mehrsprachiges Nebeneinander alpiner Lebensweisen. Bis heute lassen sich die Spuren ihrer einzigartigen bergbäuerlichen Kultur entdecken

Manchmal entstehen die besten Bergabenteuer spontan. Martin, ein ehemaliger Arbeitskollege, der lange in New York gelebt hat, ist zufällig in Davos zu Besuch für eine Skitour. Wie es der Zufall will, ist auch die Natur spontanen Plänen nicht abgeneigt: Neuschnee über Nacht, stabile Schneeschicht und Kaiserwetter. Wir brechen frühmorgens auf. Die schmale Straße windet sich durch den Bergwald hinauf ins Walserdorf Monstein. Das Dorfbild könnte auch aus dem Buchklassiker „Heidi“ stammen. Es scheint, als ob hier oben die Zeit still stünde. Bis heute ist übrigens unklar, warum vor rund 700 Jahren Walliser Familien ihre Heimat verließen und über die Alpen wanderten. Was hingegen klar ist: Mit ihren Waldrodungen, der Alpwirtschaft und ihren typischen Streusiedlungen prägten sie das Landschaftsbild – und brachten Tricks der alpinen Baukunst mit. So schützten die auf Stelzen oder Holzbeinen errichteten Holzspeicher die Vorräte vor Feuchtigkeit und Mäusen. Solche uralten „Spiicher“ kann man heute noch hier bestaunen.

Der Parkplatz am Ende des Dorfs ist noch leer, als wir die Felle aufziehen und unsere Tourenschuhe in die Bindung klicken. Von hier aus startet der Zustieg aufs Büelenhorn auf 2808 Meter über Meer – rund 1200 Höhenmeter liegen vor uns. Anfangs im Wald entlang bis zur Inneralp. Von da aus weiter zur Mittelalp und über den Mäschenboden. Die letzten Lärchen haben wir nach der 2000-Meter-Grenze hinter uns gelassen. Zeit für einen Schluck Tee.

Fernab des Mainstreams

Die urchigen Alphütten hier sind jetzt im Winter verwaist. Die Schneehauben auf ihren Dächern wirken wie kuschelige Daunendecken. Eine Postenkartenidylle, abseits des gängigen Touristenstroms. Wir lassen den Blick in die Ferne schweifen. Vor uns öffnet sich ein weites Hochtal bis unter den Gipfelhang des Büelenhorns. Weiter!

Nun beginnt der steile Schlussaufstieg durch den Gipfelhang zum Sattel. Von dort aus über den Grat auf den Gipfel. Wir spuren durch den Neuschnee. Das eindrückliche Panorama lässt den steilen Anstieg über den Gipfelhang schnell vergessen. Mit gutem Grund: Wir freuen uns schon auf die bevorstehende Abfahrt. Ein frisch eingeschneiter und steiler Nordhang. Damit nicht genug: Wir sind heute Morgen die einzigen auf dem Gipfel. Auch hier werden wir für unsere Spontanität belohnt. Dies ist nicht immer so, denn das Büelenhorn ist ein beliebter Skitourenklassiker. Aber man darf ja auch mal Glück haben. Egal in welche Richtung wir blicken: Gipfel. Die Albula-Alpen in ihrer ganzen Schönheit. Gipfelglück wie aus dem Bilderbuch. Der ganze Berg für uns allein. Majestätisch!

Bald geschafft: Die letzten Meter führen über den Grat hinauf auf den 2808 Meter hohen Gipfel.

Bald geschafft: Die letzten Meter führen über den Grat hinauf auf den 2808 Meter hohen Gipfel.

Ungestörter Pulvertraum: Der frisch eingeschneite Nordhang verspricht eine Traumabfahrt wie aus dem Bilderbuch.

Ungestörter Pulvertraum: Der frisch eingeschneite Nordhang verspricht eine Traumabfahrt wie aus dem Bilderbuch. © Fotos: Franz Thomas Balmer

Zeit für die Belohnung: Felle runter und los! Der Schnee stiebt und staubt. Schöner kann ein Genusshang nicht sein. Glitzernde Kristalle wirbeln durch die Luft. Diamantenjagd sozusagen. Die Abfahrtsroute führt entlang des Aufstiegs bis zur Inneralp. Wir rauschen in einem Zug durch. Der Powder fühlt sich an wie Surfen. Fast schon schwerelos. Weiter unten wird der Schnee schwerer und führt uns durch den Wald zurück, bis wir wieder den Parkplatz erreichen. Ab zum kulinarischen Teil, denn Monstein punktet mit einer ganz genüsslichen Art von Après-Ski.

Monsteiner Braukunst

Wir setzen uns auf eine Sonnenterrasse direkt gegenüber der Brauerei. Bei ihrem Betriebsstart 2001 galt sie als höchstgelegene Brauerei der Schweiz auf 1620 Metern über dem Meeresspiegel. Dieser Superlativ wackelt im Zeitalter der zahlreichen Mikro-Brauerein zwar, das Bier ist aber nach wie vor himmlisch. Getreu dem Slogan „The last beer stop before heaven“.

Ausblick: Vor uns erstreckt sich ein weites, einsames Hochtal.

Ausblick: Vor uns erstreckt sich ein weites, einsames Hochtal.


Ein Moment zum Innehalten: Für ein Mal haben wir den Berg ganz für uns allein.

Ein Moment zum Innehalten: Für ein Mal haben wir den Berg ganz für uns allein.

Die Brauerei steht in Monstein buchstäblich im Zentrum, und sie ist das Reich von Sebastian „Basti“ Degen. Der gebürtige Franke hat das Handwerk des Braumeisters von der Pike auf gelernt. Alle seine Biere braut er nach dem bayerischen Reinheitsgebot. Als Rohstoffe kommen so nur Malz, Wasser, Hopfen und Hefe infrage. Diese Zutaten in ein erstklassiges Bier zu verwandeln – das ist die hohe Braukunst des Monsteiner Biers. Ich entscheide mich für ein frisch gezapftes Huusbier hell. Ein krönender Abschluss einer grandiosen Skitour, die bei der Brauerei anfängt – und dort wieder endet. Viva!

Notizen

Toureninformation:
Schwierigkeit: mittel
Strecke: 12,2 km
Höhenmeter: 1170 Hm
Dauer: 4:15 h

Anreise:
Von Zürich/St. Margrethen her kommend die Autobahn A13/E43 in Landquart in Richtung Landquart, Davos, Vereina verlassen. Weiter auf der A28 bis nach Davos Platz und dann weiter nach Davos Monstein. Es gibt öffentliche Parkplätze vor Ort. Auch mit Bahn und Bus erreichbar: Bis Landquart mit der Schweizerischen Bundesbahn (SBB), dann umsteigen auf die Rhätische Bahn (RhB) in Richtung Davos Platz. Weiter mit dem Bus nach Davos Monstein.

Einkehr:
Restaurant Veltlinerstübli: Der Heidelbeerkuchen mit frischer Davoser Sahne hat auch in Deutschland schon viele Fans gefunden.
www.rest-veltlinerstuebli.ch

Hotel Ducan: Rustikal-gemütliche Atmosphäre in einem über 120 Jahre alten Berghotel, das 2008 auf eine sanfte und natürliche Art renoviert wurde.
www.hotel-ducan.ch

Brauerei Monstein: Jeden Freitag von 16 bis 19 Uhr: Direktverkauf ab Brauerei, freie Besichtigung und gemütliches Beisammensein beim Bier mit Brauer.
www.monsteiner.ch

Weitere Skitourentipps:
Davos Klosters ist mit seinen Seitentälern und insbesondere dem Flüelapass sehr beliebt zum Skitouren von Dezember bis April. Für Skihochtouren ist die Frühlingszeit ideal. Detaillierte Tourenbeschreibungen, Tipps, Guides und Mietmaterial: davos.ch/skitouren resp. klosters.ch/skitouren