In der Alpenregion Spitzingsee gibt es viel zu erklimmen und zu entdecken. Zahlreiche Wanderwege führen auf vierschiedene Gipfel, die je nach Lust, Laune und Kondition miteinander kombiniert werden können. Am Ende eines jeden Bergtages wartet der kühle Spitzingsee.
Der Sommer läuft in diesen Tagen zu seiner Höchstform auf, es ist heiß und die Sehnsucht nach kühleren Gefilden wächst stetig. Hauptsache raus aus der Sadt, der Hitze entfliehen. Die Gipfel rufen in luftigen Höhen, wo die erfrischende Bergluft für Abkühlung sorgt. Am besten nicht zu weit weg, mit einer kurzen Anfahrt. Ein kurzer Zustieg wäre ebenfalls von Vorteil, damit sich die Strapazen und das Schwitzen auf ein Minimum reduzieren. Dann auf zum Spitzingsee! Attraktiv ist der Start und Ausgangspunkt auf einer Höhe von 1084 Meter, der sich nicht nur im Sommer reger Beliebtheit erfreut.
Das Spitzingseegebiet wird in den Wintermonaten als Schneeloch angepriesen, das aufgrund der höheren Lage auch bei schlechter Schneelage Spaß auf der Piste garantiert. Das Skigebiet wurde wegen Corona zwar nicht so ausgiebig von alpinen Skifahrern genutzt wie sonst, jedoch hatten eine Menge Skitourengeher ihre wahre Freude an den zum Teil gut präparierten Hängen. Die momentan herrschende Hitzewelle lässt mich sehnsuchtsvoll an die eiskalte, weiße Pracht zurückdenken.
Ich packe schnell das Nötigste ein und mache mich auf in die Schlierseer Berge in den Bayerischen Alpen im Mangfallgebirge. Der Spitzingsee gehört zu den größten Bergseen Bayerns, an dessen Ufer rund 200 Einwohner fest beheimatet sind. In den Ferien und an schönen Wochenenden kommen jedoch hunderte Ausflügler und Urlauber hinzu. Wegen der guten Infrastruktur können Touristen ohne große Kraftanstrengung die umliegenden Gipfel per Seilbahn erkunden.
Mit der Taubensteinbahn sind es nur noch wenige Meter auf den gleichnamigen Taubenstein (1692 m). Sein etwas schrofferer, felsiger Gipfel ist auch bei Kletterern sehr beliebt. Wer etwas Kondition mitbringt, erreicht in etwa 1,5 Stunden die um einiges höher gelegene Rotwand (1884 m). Kaum zu glauben, dass durch ihre steil abfallende, wilde Nordwand ein kleiner Steig auf ihr erhabenes Haupt führt. Doch heute haben wir ein anderes Ziel.
Wir lassen den Trubel hinter uns und erklimmen den etwas unscheinbaren Gipfel des Jägerkamp (1748 m). Eine schöne, abwechslungsreiche Rundtour führt durchwegs auf kleinen Wegen und Steigen hinauf zum Gipfel. Durch seinen harmlosen Zustieg und die überschaubaren, wenigen Höhenmeter, ist diese Wanderung auch bei Familien mit kleinen Kindern sehr beliebt. Wer nicht allzu viel Zeit mitbringt: Der Berg bietet sich auch super für eine flotte After–Work Spritztour an.
In einer Kette aneinandergereiht, lassen sich vom Jägerkamp anfangend, einige Gipfel besteigen. Sommers wie winters ergibt sich aus den zahlreichen zu besteigenden Gipfelzielen die sogenannte „Rotwandreibn“. Über sechs Berge führt diese einmalige Gipfel-Challange, entlang einer grasigen Kette hinauf zum Endpunkt, der Rotwand. Sehr lohnend! Im Winter ist man mit Skiern natürlich um einiges schneller unterwegs …
Ich starte am Parkplatz der Taubensteinbahn. Über einen steilen und schmalen Pfad gehen wir über eine Waldschneise, die früher als Piste diente, hinauf zum Anfang einer Almwiese. Dort zieht sich der Wald zunehmend zurück und die Tour verläuft weiter steil über saftige Wiesen südseitig in der Sonne.
Ich komme an einer Weggabelung mit einigen Wegweisern vorbei. Von dort quert ein flacher Forstweg. Diesem folge ich Richtung „Jägerkamp“ linkshaltend, ca. 200 Meter bis zum nächsten Abzweig. Hier rechts über blühende Almwiesen, einen schönen, schmalen Wanderweg hinauf, bis die idyllisch gelegene „Schönfeldhütte“ zum Vorschein kommt. Wer möchte, kann sich hier auf dem Rückweg mit leckeren Speisen und Getränken versorgen. Von dort weiter geradeaus, Richtung „Jägerkamp“.
Hier quert der Weg eine steile Flanke, die im Winter durch ihre südseitige Lage problematisch sein kann. Von hier sehen wir schon die urigen Almen, welche wir im Vorbeigehen streifen. Der Blick weitet sich und die Aussicht auf Schinder und Konsorte verspricht ein tolles Gipfelpanorama.
Die kleinen, aus Holz und Steinen errichteten Almen versprühen bayerisches, alpines Flair, das in mir sogleich ein starkes Heimatgefühl auslöst. So eine Alm müsste man besitzen. Hier oben kann einen so schnell nichts aus der Ruhe bringen …
Kurz nach den Almen wird der kleine Pfad etwas steiler und schlängelt sich über Bergwiesen und durch ein kleines Waldstück hinauf zu einer Einsattelung. Das aufblitzende Gipfelkreuz, unser heutiges Ziel, ist ab hier laut Schild nur noch 30 Minuten entfernt.
Die letzten Meter führt der Weg querend und relativ flach bis zu einem Latschenfeld. Hier staut sich noch einmal unangenehm die Hitze. Zum Glück sind es nur noch ein paar Schritte und der aussichtsreiche Gipfel des Jägerkamp ist erreicht. Dieser ist aufgrund seines geringen Höhenunterschiedes von nur 700 Höhenmetern bei Wanderern sehr beliebt.
Alleine ist man hier oben eher selten. Nichts desto trotz genieße ich die wunderschönen Weitblicke, die von Kontrasten gezeichnet sind. Auf der Nordseite blicke ich in die flache und sich endlos hinziehende Ebene bis nach München, südseitig ist das Bild von unzähligen Bergen und Gipfeln geprägt. Einfach wunderbar! Hier lässt es sich gut aushalten und die mitgebrachte Brotzeit vertilgen.
Der Rückweg hält zahlreiche Varianten für verschiedenste Konditionen bereit. Der familienfreundliche Abstieg führt zurück über die Querung entlang des Aufstiegweges, bis zum letzen Wegweiser. Von dort links, dem Schild Richtung Aiplspitze/Taubenstein folgend, den Grasrücken hinauf bis zur Einsattelung. Von dort hat man einen hervorragenden Blick hinüber zu unserem zweiten Gipfel des Tages, dem Rauhkopf (1689 m).
Ein kleiner Pfad schlängelt sich hinab, an einer urigen Alm vorbei, bis zu einer weiteren kleinen Einsattelung. Rechts führt der Weg hinunter zur Schönfeldhütte, wo wir heute bereits vorbei marschiert sind. Das wäre auch eine kürzere Option, wenn es gemütlicher sein soll. Wer noch Lust hat und gerne ein paar Höhenmeter dranhängen möchte, sollte den einsamen Rauhkopf auf jeden Fall mitnehmen!
Oben angekommen habe ich wieder eine super Aussicht. Der Taubenstein und die dazugehörige Bahn sind jetzt schon zum Greifen nah! Auch sehr beeindruckend: Die Nordseite der Rotwand zeigt von diesem Blickwinkel ihr wildestes Gesicht. Ihr Nachbar, der Hochmiesing (1883 m), wirkt dagegen von weitem wie ein braver Wiesenberg. Tatsächlich begegnen sich die beiden Berge auf Augenhöhe. Oder sagen wir fast. Nur einen Meter kleiner ist der Zahmere von beiden.
Hinunter zur Bahn geht’s jetzt recht flott. In wenigen Minuten erreiche ich das etwas touristische Plateau des Taubensteines mit etlichen Wegweisern: Der Gipfel des Taubensteins, welcher von der Bahn in gut 20 Minuten mitzunehmen ist, Miesing und Rotwand. Die gesamte Tour als „Reibn“ ist durchaus ein tagesfüllendes Programm.
Heute bleibt dazu leider keine Zeit mehr. Dunkle, Unheil verkündende Regenwolken ziehen auf. Gewitter, die angesagt waren, sind im Anmarsch, weshalb die schnellste Abstiegsvariante bevorzugt wird: Knieschonend und zeitsparend geht’s mit einer der kleinen Retrogondeln hinab ins Tal zum Parkplatz der Taubensteinbahn.
Ausrichtung // Süd Wanderung 3 Stunden 800 hm
Art // Wanderung.
Schwierigkeit // Leicht.
Orientierung // Vom Parkplatz der Taubensteinbahn zunächst durch eine Waldschneise steil bergauf. Unter der Bahn weiter, linkshaltend bis zum Abzweig. Dort Richtung Jägerkamp. Die Forststraße flach querend, dann den Pfad folgend bis zur Schönfeldhütte. Geradeaus am Hang entlang, an den Almen vorbei bis zur Einsattelung. Dort links in 20 Minuten zum Gipfel. Der Abstieg erfolgt entweder über den Aufstiegsweg oder am Sattel weiter zum Rauhkopf und hinunter zur Taubensteinbahn.
Beste Jahreszeit // Mai bis November
Einkehrmöglichkeit // Schönfeldhütte (1410 m), Taubensteinhaus (1567 m).
Anreise // Mit dem Auto:
A8 München – Salzburg bis Ausfahrt Weyarn. Über Miesbach zum Schliersee und weiter Richtung Bayrischzell. Über die Bergstraße bis zum Spitzingsattel (1129 m).
Parkplatz // Parkplatz Taubensteinbahn.
Kosten // 5 Euro.
Mit der Bahn:
Mit der Bayerischen Oberlandbahn von München Hauptbahnhof bis Fischhausen-Neuhaus und von dort mit dem Bus 9562 zum Spitzingsattel.
Ausrüstung // Wanderausrüstung.
TIPP // An einem heißen Sommertag empfiehlt sich nach dem schweißtreibenden, südseitigen Aufstieg eine Erfrischung im Spitzingsee oder in dem talwärts liegenden Schliersee. Dort können auch Boote geliehen werden.