Werfenweng im Salzburger Land bietet 87 Kilometer Wanderwege, die auch gut mit Kinderwagen oder Rollstuhl zu schaffen sind. Keine Sorge, langweilig wird es trotzdem nicht
Hoch oben, irgendwo da bei den Versteinerten Brüdern, da müssen sie doch sein. Konzentriert sucht die Gruppe das Tennengebirge ab, noch etwas unsicher mit dem 30-fach vergrößerten Blick durchs Fernglas. Damit ließen sich Gämsen sehen, Steinadler, vielleicht sogar ein Murmeltier . Es ist natürlich Waltraud, unser Guide, die zuerst etwas entdeckt. „Haltet mal auf den Ahorn da vorne. Seht ihr sie, wie sie sich putzt? Eine Amsel!“
Am besten bereitet man sich auf eine Wanderung mit Waltraud vor, indem man ein bis zwei Tage vorher zu ihr nach Werfenweng im Pongau im Salzburger Land reist. Der Ort liegt geschützt auf einem Hochplateau in 900 Metern Höhe zwischen Eiskögel und Hochkönig und lädt zum „Enthasten“ ein, wie die Leute hier sagen. Das soll auch heißen: Die Uhren ticken hier ein bisschen langsamer. Werfenweng ist ein Talschluss. Wer Hüttengaudi und Extremsport sucht, fährt die Tauernautobahn von Salzburg aus lieber weiter Richtung Süden. In den 70er Jahren hatte der Ort zwar selbst mal ein bisschen mit diesem Konzept experimentiert, ist aber schließlich wieder zu seinen Kernkompetenzen zurückgekehrt.
Die liegen in Ruhe und reiner Luft. „Wir setzen auf naturnahen, nachhaltigen Tourismus“, sagt Hans-Christian Witzmann vom Travel Charme Bergresort Werfenweng. „Ob man das nun beim Schwimmen oder Spazieren tut: Es geht hier ums Sein, Relaxen, Schauen und Sinnieren.“ Wer das verinnerlicht, ist bereit für die Tour „Natur erleben mit Wander-Waltraud“. So kündigt der Hotelchef das ganze Jahr über das Programmangebot für seine Gäste an. Alle, die Lust dazu haben, kommen einfach zur Wildblumenwiese vor dem Haupteingang.
Dort steht Waltraud, eine resolut wirkende Frau im Wanderdress und mit lustig wippenden Locken, und hält ihr Fernglas verkehrt herum. Das wird sie im Laufe unserer Wanderung noch öfter tun, wenn sie etwas zeigen möchte, an dem wir anderen achtlos vorbeilaufen. Dieses Mal sind es die Staubfäden der Steinnelken, die hier neben Akelei, Alpenglühen und Latschen wachsen, die unter der Lupenwirkung des Okulars wie ein filigraner Blumenstrauß aussehen. „Jetzt nehmt das Glas wieder richtig rum und haltet auf die Wiese. Achtet mal auf diese Tiefenschärfe, ja?“ Von seinem Büro aus hat Hans-Christian Witzmann schon oft amüsiert zugesehen, wenn eine Gruppe minutenlang gebückt um das kleine Grünstück herumlief. „Die Leute müssen sich Einschauen“, sagt Waltraud dazu.
Nach dem Einführungskurs geht es langsam weiter, hinunter zum Bach. Wir lernen, dass aus dem Holz der Esche hier früher die Skier gemacht wurden. Dass die weiße Kruste an ihrem Stamm eine gutartige Flechte ist. Dass die Schafgarbe mit ihren winzigen Blüten gut gegen das Jucken bei Insektenstichen hilft, was wir wegen der vielen Bremsen auch gleich ausprobieren.
Da, am Ufer bewegt sich etwas! „Smaragdeidechsen“, sagt Waltraud. So nah, dass wir sie auch ohne Sehhilfe beobachten können. Weil die meisten Gäste aus der Stadt „immer gleich etwas sehen wollen“ und auf Eidechsen kein Verlass ist, geht Waltraud gerne zum Hirschgehege. Das größte Tier liegt vor uns direkt am Zaun, trotzdem zücken nun alle wieder ihre Ferngläser, deren Fokussierschärfe zum Glück bei drei Metern anfängt. So sehen wir, wie flaumig ein Hirschgeweih sein kann, wie mit weichem Filz bezogen. Und wie die Bremsen versuchen, sich durch das dichte Hirschhaar zu wühlen. „Mit dem Fernglas bleibt man viel länger an einer Stelle stehen und beobachtet“, sagt Waltraud. Stimmt: In der ersten Stunde haben wir gerade einmal 100 Meter zurückgelegt.
Hübsch und praktisch: Wem unterwegs die Mücken zu nahe kommen, hilft Schafgarbe, die überall am Wegesrand wächst (r.) © Foto: Heinrich Hülser
Ganz nah dran
Klein, leicht und komfortabel – für Ausflüge wie mit Waltraud ist die CL-Linie von Swarovksi Optik aus Tirol perfekt geeignet. Dank hochpräziser Optik und weitem Sehfeld lassen sich Details auch bei schlechten Lichtverhältnissen erkennen, die hohe Lichtdurchlässigkeit sorgt für helle und kontrastreiche Bilder.
swarovskioptik.com
Fünf Kilometer sollen es am Ende werden, also weiter zum Badesee. Uns bleibt nichts verborgen: Ein Erpel bewacht im Schilf das Nest, nebenan ist eine Horde blau schimmernder Libellen noch bei der Paarung. Wer hoch in die Berge guckt, sieht beliebte Ausflugsziele: die Hackel-Hütte, die Gamsblickalm und die Werfener Hütte, wo während der Sommermonate nepalesische Sherpas aushelfen und Wanderer sich vom Lamatrekking erholen. Und ganz oben die Spitzen der Eiskögel wie zwei Katzenohren, die Waltraud die Versteinerten Brüder nennt.
Ein paar Höhenmeter wollen wir nun auch machen. Keine Sorge, aus der Puste kommen sollen wir schon allein deswegen nicht, damit uns nicht das Fernglas vor den Augen wackelt. Waltraud hält sich weitgehend an die Wege des Werfenwenger „Spazierhimmels“. In Runden führen mehrere, neu angelegte Wege um den Ort, speziell für Besucher wie uns, die entspannt dahinschlendern wollen. Gerne auch mit Kinderwagen oder Rollstuhl. „Das ist ein Genussfaktor“, sagt Hans-Christian Witzmann. „Wir wollen die Leute damit vom Leistungsdruck befreien, den manche beim Wandern empfinden.“
Wir passieren eine Margaritenwiese, auf der es von Käfern und Bienen wimmelt und kommen an eine Brücke. Hier lässt uns Waltraud in Ruhe nach Baumpilzen am Totholz suchen und Farne und Moose untersuchen. Inzwischen sind wir ganz gut darin, selbst interessante Details zu entdecken. An die Gämsen denken wir schon lange nicht mehr.
Die Kunst sei, sagt Waltraud, offen zu sein für das, was sich ergibt. Mal ist es ein Schmetterling, mal ein Steinadler, mal eine Libelle bei der Paarung. Mal einfach das Farbenspiel im Herbst oder die besondere Struktur einer Pflanze. So lässt sich sogar in einem Moospolster ein Stück Alpenflora finden: „Da, sieht das nicht aus wie Edelweiß?“
Sanft und nachhaltig Entspannen
Der Chef des Travel Charme Bergresorts Werfenweng nennt den Pool „das schönste Freibad im Salzburger Land“. Man habe, wie von allen 120 modern eingerichteten Zimmern und 46 Apartments, einen unverbauten Ausblick auf die Bergwelt des Hochkönigs.
Web: www.travelcharme.com/hotels/bergresort-werfenweng